Wenn es um Strom geht, muss der „Elektriker“ ran. Im Baugewerbe ist diese Bezeichnung noch sehr geläufig. Doch nicht nur der Name, sondern auch die Aufgaben und Möglichkeiten dieses Berufs haben sich gehörig verändert.
Wir haben mit einem der Köpfe hinter den Zahlen und Tabellen gesprochen. Herausgekommen ist: ein Porträt über Jeannot Dahm.
Dass beim Hausbau ohne Bauarbeiter, Handwerker und Schwergerät gar nichts geht, ist wohl jedem bewusst. Weniger sichtbar jedoch die wissenden Köpfe im Hintergrund, die vorab auf Papier und am Computer mit viel Zeit, Genauigkeit und Zahlengeschick die eigentliche Grundlage für den Baustart legen. Denn ohne eine detaillierte Kalkulation im Voraus und die genaue Berechnung von Verkaufspreisen erfolgt kein Spatenstich.
Der Luxemburger Jeannot Dahm, der seit über 20 Jahren für ein örtliches Bauunternehmen im Bereich Kalkulation und Vertrieb tätig ist, ist genau einer dieser Rechenköpfe hinter den Kulissen. Wir wollten genauer wissen, was seine Arbeit ausmacht und wie er dazu kam.
Ich treffe Jeannot vor Ort in Luxemburg in seinem Büro. Zwei riesige Computerbildschirme mit scheinbar endlosen Listen und Tabellen thronen auf dem sonst nahezu leeren Schreibtisch. Ein paar Pläne liegen zu seiner Linken, Licht fällt durch die abgedunkelten Scheiben und offenbaren ein zurückhaltendes Lächeln meines Gesprächspartners. Er sei nie der Typ gewesen, der großartig auf Leute zugegangen ist, sagt er selbst. Als er dann vor drei Jahren mehr oder weniger auf Drängen anderer bei den Gemeindewahlen angetreten ist, habe er notgedrungen mehr mit Leuten sprechen müssen. „Das hat mich bereichert, mich verändert und kommt mir jetzt im Kontakt mit den Kunden zugute.“ Denn neben der Kalkulation ist Jeannot Dahm ganz wesentliche Anlaufstelle für Kundenbelange jeglicher Art und arbeitet auch vermehrt im Vertrieb mit. Durch seine langjährige Erfahrung, sein technisches Verständnis und generelles Interesse für die Baubranche, die im steten Wandel ist, ist er ein geschätzter Ansprechpartner.
„Jedes Projekt und jeder Auftrag ist anders. Von der Renovierung über den Umbau bis hin zum Neubau ist alles dabei. Man muss sich informieren, Produkte und Materialien kennen, mit der Zeit gehen.“ Man bekomme nichts einfach so geliefert, sondern müsse sich selbst informieren und bemühen. Genau das ist es, was Jeannot Dahm an seiner Arbeit reizt, die Abwechslung, die Dynamik der Branche und des Marktes. Man müsse immer auf dem Laufenden bleiben und vielseitig aufgestellt sein. Das bewahre auch davor, auf der Stelle stehen zu bleiben. „Das ist nicht wie in der Verwaltung“, so der Rechenmeister, welche nach wie vor für viele Luxemburger zu den attraktivsten Arbeitgebern zählt. „Ich werde oft gefragt, warum ich nicht für den Staat arbeite. Aber was soll ich da, denke ich mir dann.“
Fakt ist, dass Jeannot Dahm in seinem jetzigen Job regelrecht gezwungen ist, sich regelmäßig fortzubilden. Das gibt es nicht überall und macht die Arbeit so lehrreich, interessant und abwechslungsreich. Und der Kunde merkt es, „wenn man seine Arbeit kennt und mag und Bescheid weiß“, so der polyglotte Luxemburger, der mit der Klientel auf Deutsch, Französisch, Luxemburgisch und Englisch kommuniziert.
Er selbst sei aber auch erst über ein paar Umwege zu seiner jetzigen Arbeit gekommen. Nach einer zeitweiligen Durststrecke an der Fachhochschule und einer zu überbrückenden Lücke kam er durch Zufall zu seinem jetzigen Betrieb, für den er anfangs stundenweise jobbte. Schnell hat sich sein Händchen für Administratives und zugleich Technisches herausgestellt, er rutschte früh ins Sekretariat für Techniker und in die Angebotserstellung. Nach der Abgabe seiner noch offenen Facharbeit und dem offiziellen Erhalt seines Titels „Ingénieur-technicien“ startete er dann richtig durch und fasste immer mehr Fuß in der Kalkulation.
„Ich versteh gar nicht, wieso so wenige Leute von sich aus in den Bereich der Kalkulation gehen wollen. Es ist ja nicht uninteressant. Das Finanzielle ist ein ganz wesentlicher Faktor. Wenn der Preis schlecht ist, dann kann das Resultat auch nicht gut werden.“
Noch etwas, das laut Jeannot Dahm niemand haben will: Verantwortung. Die Berechnung und das Abwägen der Preise bringe viel Verantwortung mit sich, denn nicht immer sind die Zahlen gut und richtig. Man müsse Risiken minimieren, aber auch sicherstellen, dass der Betrieb Geld verdient, um damit wiederum die Löhne zahlen zu können. Ein vielseitiger und anspruchsvoller Job, den viele nicht machen wollen. „Viele Leute fahren abends nach Hause und wollen nicht weiterdenken.“ Nicht so Jeannot Dahm. Solang die Aufträge reinkommen – und dies sei eine gute Zeit dafür – wird er weiter über Plänen, Listen, Tabellen und im Kundengespräch den ersten Stein legen für viele neue Projekte und individuelle Häuser.
Geschrieben von Marit Albrecht
Jeannot Dahm ist seit Juli 1998 für das luxemburgische Bauunternehmen JANS groupe tätig.
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