12-2021
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Von Lego- und Edelsteinen — Tiny Houses in Tokio

Ein 10 m² Apartment in Tokio – und das für 99 ¥ im Monat: Geht nicht? Geht doch! Im Rahmen seiner neuesten Kampagne zum Thema „Tiny Homes“ macht IKEA Japan genau das möglich – und sorgte damit Anfang Dezember für ordentlich Schlagzeilen. Im Rahmen des Projekts konnten sich IKEA Family-Mitglieder als Mieter beim schwedischen Möbelhersteller bewerben.

Wo die glücklichen Bewerber künftig unterkommen sollen? In Shinjuku, einem Stadtteil von Tokio. Und diese Wahl kommt nicht von ungefähr, immerhin kennt sich die japanische Hauptstadt mit Wohnraummangel aus und hat aus dieser Notlage heraus selbst schon eine Vielzahl außergewöhnlicher Tiny Houses hervorgebracht. Wir haben uns zwei außergewöhnliche Wohnhäuser davon näher angeschaut!

26 Quadratmeter, 4 Blöcke

Es fällt sofort ins Auge: Umgeben von klassisch gebauten, neutralen Wohnhäusern sticht das „House Tokyo“ mit seiner an Lego Steine erinnernde Bauform sofort heraus. Die vier Würfel, die aufeinander aufbauen, sind dank Wellblechverkleidung einzigartig inmitten des Zentrums der japanischen Millionenstadt. Auf nur 26 m² haben Unemori Architects im Jahr 2019 ein echtes Raumwunder geschaffen. Dank der Split-Level-Bauweise entstanden knapp 51 m² Wohnfläche – große Fenster bringen Tageslicht in das platzsparende Zuhause.

Foto: Kai Nakamura

Gemütlichkeit und Charme erhalten die aufeinandergestapelten Blöcke im Inneren durch die helle Holzkonstruktion. Dank des minimalistischen Designs und der ruhigen Farbtöne kommt das Material besonders zur Geltung und unterstreicht den weiträumigen Charakter des Hauses. Den verschiedenen Wohnebenen wiederum ist jeweils eine spezielle Funktion und Struktur zugewiesen – durch die offene Raumgestaltung wirkt das Konstrukt insgesamt geräumiger und luftiger. Darüber hinaus sorgt die gestaffelte Decke für mehr Raum. Da ein Teil des Hauses etwas zurückgesetzt wurde, dürfen sich die Bewohner des Stadthauses zusätzlich zu Wohnzimmer, Küche und Esszimmer, Bad und Abstellraum sowie zum studioartigen Schlafzimmer sogar über die Möglichkeit einer kleinen Dachterrasse freuen.

Foto: Kai Nakamura

Foto: Kai Nakamura

Foto: Kai Nakamura

Foto: Kai Nakamura

Foto: Kai Nakamura

Extravagante Formen: Im Inneren eines Polyeders

Einen ähnlichen Hingucker findet man unweit vom Zentrum der Hauptstadt. Unter dem Namen „Reflection of Mineral“ bekannt, steht das Tiny House an einer spitzen Straßenecke – auf einem 44 m² kleinen, unregelmäßig geformten Grundstück. Die ungewöhnliche Form verdankt das Gebäude dem Wunsch nach einer überdachten Garage. Um diesem nachzukommen, wurde die Grundfläche des Hauses an verschiedenen Seiten verkleinert. Hinzu kam der Anspruch, dass der Bau ein Maximum an Wohnfläche bieten und gleichzeitig eine architektonische Besonderheit sein soll. Gesagt, getan: Die Ansicht erinnert an ein Mineralstück oder „den Schliff eines kostbaren Edelsteins“, wie es Architekt Yasuhiro Yamashita des Ateliers Tekuto beschreibt. So war bereits der Designprozess vom abstrakten Ausdruck der Begriffe „Mineral“ und „Reflexion“ geprägt.

Auch im Inneren des Hauses finden sich die außergewöhnlichen Formen wieder. Große Flächen, Ecken und Kanten prägen die Räume. Das Licht fällt durch verschiedenen Winkel hinein, die angestrebten Reflexionen lassen Oberflächen und Raum dynamisch wirken. Das Besondere daran: Durch große Oberlichter wird nicht nur die oberste Etage erhellt, mittels Zwischenräumen in den Böden gelangt das Tageslicht ins gesamte Haus – und vereint damit Designanspruch und Wohntraum.


Text: Anna Dostmann, Titelbild: Kai Nakamura