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…und warum Sozialkompetenz in diesem Beruf manchmal wichtiger ist als das Fachliche selbst.
David Kleines, Sohn einer deutsch-belgischen Handwerkerfamilie und selbst gelernter Tischler, hat sich über die Jahre mit viel Fleiß und Engagement einen Namen als Bauleiter für schlüsselfertige Häuser gemacht. Seine momentane Arbeit im benachbarten Luxemburg hat ihn in vielerlei Hinsicht über den Tellerrand hinausblicken lassen, fachlich und menschlich geprägt. In enger Zusammenarbeit mit seinen mitunter sehr anspruchsvollen Kunden, mit Handwerkern und Architekten realisiert er ganz individuelle Traumhäuser.
„Für mich war schon damals in der Schule klar, dass ich nicht die ganze Zeit in einem Büro sitzen und irgendwelche Sachen zeichnen kann. Das war mir zu eintönig“, so der umtriebige Anpackertyp.
Es schlossen sich ein paar Jahre in einer Schreinerei und später bei einem bekannten Fensterbauer an. Sein Einsatzgebiet und seine Verantwortung wurden zunehmend größer. „Diese Verantwortung zu haben, hat mich immer gereizt. Es gibt genug Leute, die nicht studiert haben und trotzdem was geworden sind. Wenn man nicht mit Scheuklappen über die Baustelle und durchs Leben geht, dann kann man weiterkommen. Und wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig machen. Ich bin froh, dabei immer von meiner Familie unterstützt und ermutig worden zu sein.“
Als dann mit Mitte 20 das Angebot zum Bauleiter für schlüsselfertige Häuser kam, war das wie ein Schock für den Ostbelgier. „Das hätte ich nicht gedacht, ich war noch so ein Jungspund, so unerfahren.“ Wie er selbst sagt, lernte er jeden Tag etwas dazu, von den Arbeitern, Kollegen, Kunden. Und auch jetzt gebe es jeden Tag noch etwas Neues. Das ist es auch, was den Job so interessant mache, die Abwechslung, die Arbeit mit Menschen, mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Charakteren. „Für mich ist das Wichtigste, mit den Menschen zu reden. Ich sag auch immer meinen Arbeitern, sie sollen mir sagen, wenn sie etwas sehen, was Quatsch ist. Ich höre da drauf. So kann man sich und andere verbessern“, so der 29-Jährige. Man müsse sehr viel wissen als Bauleiter, eine gute Basis haben und sich weiterbilden, sich Dinge vom Fachmann erklären lassen, die Augen offenhalten und Interesse für die gesamte Materie mitbringen. Das ginge nur, wenn man für den Beruf lebe.
Und nur auf dieser Grundlage kann man dann auch dem noch unwissenden und teils überforderten Kunden mit umfassendem Fachwissen zur Seite stehen. Das ist aber nicht alles. Es bedarf viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, um eine Beziehung zum Kunden aufzubauen, auf Basis derer man dann gemeinsam an Wünschen, Vorstellungen und Möglichkeiten tüfteln kann. „Man muss auf die Wünsche des Bauherrn eingehen, man kann nicht einfach machen. Immerhin trauen sie einem ein Vermögen an.“ Viele würden sich auch im Internet informieren, viel vergleichen, auf Grundlage von inszenierten Bildern einen Perfektionsanspruch entwickeln. „Man merkt schon, dass der Anspruch immer höher wird. Aber es gibt nichts Perfektes. Beim Bau ist alles Handarbeit und die Dinge sehen in der Realität nicht aus wie auf dem PC“, so Kleines mit einem Hauch von Resignation in der Stimme.
Man müsse permanent gemeinsam mit Handwerkern und Kunden nach Lösungen suchen, es ginge viel um Problemlösung, was laut David Kleines viele gar nicht machen wollen: sich um die Probleme anderer kümmern müssen. Das sei vielen zu viel. „Für mich ist ein Bauleiter nicht nur jemand, der technisch was auf dem Kasten hat. Das Menschliche ist ein ganz wichtiger Faktor, manchmal sogar noch wichtiger als das Fachliche.“ So müsse man auch in der Lage sein, sich seine „Mannschaft“ aufzustellen. „Und die hält nur zu dir, wenn du sie respektierst und auf ihre Bedürfnisse eingehst“, so der Bauleiter mit Erfahrung. „Es wird immer schwieriger, zuverlässige, qualifizierte und letztlich auch loyale Arbeiter zu finden. Daher ist es umso wichtiger, die die man hat, wertzuschätzen und zu halten. Wir als Bauleiter selbst bauen nicht das Haus, das geht nur mit einem eingespielten, zuverlässigen Team.“
David Kleines ist für das luxemburgische Bauunternehmen JANS groupe tätig.
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