Was genau bedeutet die Änderung der Verordnung über die Heizkostenabrechnung für Mieter und Vermieter? Wir haben es untersucht.
Die deutsche Gesellschaft ist einem deutlichen demografischen Wandel unterworfen, der sich in einer Zunahme der älteren Bevölkerung ausdrückt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) in den 2020er und 2030er Jahren stark ansteigen. In den Folgejahren wird auch die Zahl der Menschen ab 80 Jahren und somit auch der Pflegebedarf voraussichtlich stark zunehmen. In den 2050er und 2060er Jahren werden dann zwischen 7 und 10 Millionen hochaltrige Menschen in Deutschland leben, so Dr. Karsten Lummer, Leiter der Abteilung „Bevölkerung“. Dieser demografische Wandel stellt Deutschland vor eine Vielzahl von Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf das Wohnen im Alter.
Immer mehr Menschen wollen auch im Alter selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor. Doch viele Wohnungen und Häuser sind für ältere Menschen oft nicht mehr geeignet, weil sie zum Beispiel zu viele Treppen oder zu enge Räume haben.
Nach einer Studie des Pestel-Instituts wird der Bedarf an altersgerechten Wohnungen bis zum Jahr 2030 auf rund drei Millionen steigen. Der derzeitige Bestand an barrierefreien Wohnungen und Häusern reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um diesen immer dringlicher werdenden Bedarf zu decken. Wie die „Berliner Morgenpost“ am 1. Januar 2023 berichtet, sind in Deutschland aktuell nur rund eine Million barrierefreie Wohnungen verfügbar und viele Seniorinnen und Senioren könnten sich die Kosten für diese Wohnungen gar nicht mehr leisten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der deutschen Rentner weiterhin in „normalen“, oftmals nicht altersgerechten Wohnungen lebt.
Warum sollten sich Senioren überhaupt über das Wohnen im Alter Gedanken machen? Nun, mit zunehmendem Alter entstehen naturgemäß körperliche Defizite wie Bewegungseinschränkungen, Seh- oder Hörschwächen, Gleichgewichtsstörungen oder kognitive Einschränkungen, die dazu führen, dass sich ältere Menschen in ihrer Wohnung nicht mehr sicher und bequem bewegen können. Neben diesen physischen Anforderungen gibt es weitere Herausforderungen, die ältere Menschen beim Wohnen im Alter bewältigen müssen. So kann es beispielsweise schwierig sein, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, wenn die Mobilität eingeschränkt ist. Auch die finanzielle Situation kann sich im Alter ändern, so dass man sich eine teure altersgerechte Wohnung nicht mehr leisten kann. Hier sind alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften oder betreutes Wohnen eine Möglichkeit, den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden und ihnen eine adäquate Wohnsituation zu ermöglichen.
Älteren Menschen steht heute eine Vielzahl von Wohnformen zur Verfügung, die sich in ihrer Ausrichtung und dem Grad der Betreuung und Unterstützung unterscheiden. Betreutes Wohnen bezeichnet Wohnungen, in denen ältere Menschen weitgehend selbstständig leben können, aber bei Bedarf Hilfe und Unterstützung erhalten. Dies können ein Hausnotruf oder eine Betreuungskraft vor Ort sein. Seniorenwohnungen bieten barrierefreien Wohnraum mit der Möglichkeit, zusätzliche Leistungen wie hauswirtschaftliche oder pflegerische Dienste zu buchen. Pflegeheime bieten eine umfassende pflegerische Betreuung und Versorgung rund um die Uhr. Wohngemeinschaften hingegen ermöglichen ein gemeinschaftliches Wohnen mit anderen Senioren und gegenseitige Unterstützung.
Die verschiedenen Wohnformen haben Vor- und Nachteile. Betreutes Wohnen eignet sich besonders für ältere Menschen, die noch weitgehend selbstständig sind, aber gelegentlich Unterstützung benötigen. Seniorenwohnungen sind eine gute Wahl für ältere Menschen, die eine barrierefreie Wohnung mit der Option auf zusätzliche Dienstleistungen suchen. Pflegeheime bieten eine umfassende Betreuung rund um die Uhr, sind aber oft mit höheren Kosten verbunden. Wohngemeinschaften bieten eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, in der man sich gegenseitig unterstützen und soziale Kontakte pflegen kann.
Für Bauunternehmen stellt die Realisierung von seniorengerechten Einrichtungen und Wohnungen eine besondere Herausforderung dar. Vor allem die Standortwahl spielt eine entscheidende Rolle, denn eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte ist wichtig. Auch die Ausstattung muss den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden und spezielle Anforderungen wie gut erreichbare Lichtschalter und Steckdosen erfüllen. Auch Türen und Flure müssen breiter sein, damit man sie mit einem Rollator oder Rollstuhl passieren kann. Bäder müssen mit rutschfesten Fliesen und Haltegriffen ausgestattet sein, um das Risiko eines Sturzes zu minimieren. Hierfür gibt es Normen und Richtlinien für barrierefreies Bauen, wie sie z. B. in der DIN 18024 ff. festgelegt und im Leitfaden „Barrierefreies Bauen“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) näher erläutert sind. Allerdings führt die Einhaltung dieser Normen zu einem erhöhten Aufwand und damit zu Kosten, die letztlich auf den Käufer oder Mieter umgelegt werden müssen.
Das altersgerechte Wohnen in der eigenen Wohnung ist für viele ältere Menschen die bevorzugte Wohnform. Es bietet ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Vertrautheit mit der Umgebung. Allerdings ist dies oft nicht ohne bauliche Anpassungen der Wohnung oder des eigenen Hauses möglich. Ältere Menschen sind anfälliger für Stürze und Unfälle und benötigen daher ein sicheres Wohnumfeld. Leider sind viele Umbauten (breitere Türen, behindertengerechtes Bad, Treppenlift etc.) teuer und in manchen Fällen aufgrund baulicher Einschränkungen gar nicht möglich oder in einer Mietwohnung nicht umsetzbar. In einigen Fällen können Zuschüsse von der Kranken- oder Pflegekasse beantragt werden. Auch die KfW-Bank bietet zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für den barrierefreien Umbau von Wohnungen an.
Zusätzlich zu den genannten Unterstützungs- und Beratungsangeboten gibt es auch spezielle Modellprogramme, die älteren Menschen das Wohnen im eigenen Zuhause erleichtern sollen. Eines dieser Programme ist „Leben wie gewohnt“, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. Hierbei werden innovative Wohnkonzepte für ältere Menschen erprobt, um ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität zu verbessern. Ein weiteres Programm ist das Pilotprogramm „Sterben wo man lebt und zu Hause ist“, das sich auf eine würdevolle und menschenwürdige Pflege und Begleitung von sterbenden Menschen in ihrer häuslichen Umgebung konzentriert. Beide Programme tragen dazu bei, dass ältere Menschen länger selbstbestimmt und in ihrer gewohnten Umgebung leben können.
Ältere Menschen, die in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben möchten, können zudem auf verschiedene Unterstützungs- und Beratungsangebote zurückgreifen. So bieten Pflegedienste und Sozialstationen ambulante Pflege und Betreuung an. Auch spezialisierte Beratungsstellen wie Wohnberatungsstellen oder Pflegestützpunkte können bei Fragen und Problemen rund um das Thema Wohnen im Alter weiterhelfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass altersgerechtes Wohnen in Deutschland immer wichtiger wird, da der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung zunimmt. Die Politik hat dieses Thema erkannt und Maßnahmen ergriffen, um den Bau und die Anpassung entsprechender Wohnungen zu fördern. Auch private Investoren und Unternehmen haben den Markt entdeckt und bieten zunehmend entsprechende Wohnungen an. In Zukunft wird es darauf ankommen, dass die Wohnbedürfnisse älterer Menschen weiter berücksichtigt werden und altersgerechtes Wohnen bezahlbar bleibt. Auch die technologische Entwicklung, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, wird eine Rolle spielen und dazu beitragen, dass ältere Menschen länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Dazu gehören beispielsweise intelligente Assistenzsysteme, die bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben unterstützen, aber auch telemedizinische Lösungen, die es älteren Menschen ermöglichen, medizinische Beratung und Behandlung in Anspruch zu nehmen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Auch die Vernetzung von Wohn- und Pflegeeinrichtungen sowie der Einsatz von Smart-Home-Technologien können dazu beitragen, älteren Menschen ein sicheres und selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Text: Stefan Mothes
Titelbild: © Pixabay
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