Zwei Tage geballtes Wissen, Innovation, Optimismus und Pioniergeist. Mit Spannung haben wir verfolgt, welche Rolle das Thema Bauen beim 14. Deutschen Nachhaltigkeitspreis spielte. Eine ganz zentrale.
Am 13. Mai 2023 fand der Tag der Städtebauförderung in Ulm statt. Unter dem diesjährigen Motto „Wir im Quartier“ informierten Städte und Gemeinden mittels Workshops, Quartiersfesten, Stadtführungen und Baustellenbegehungen über ihre Projekte, Planungen und Erfolge der Städtebauförderung vor Ort. Verbunden damit war die Einladung an Bürgerinnen und Bürger selbst bei der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes mitzuwirken.
Seit 1971 unterstützt eine Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen im Rahmen der Städtebauförderung Städte und Gemeinden bei der Entwicklung von Quartieren. Über 12.100 Maßnahmen wurden dadurch bereits ermöglicht, finanziell gefördert und realisiert. Das selbstgesetzte Ziel ist dabei, die kommunale Erneuerung voranzutreiben. Konkret bedeutet das den Einsatz von Fördermitteln für die Wiederbelebung von Orts- und Stadtzentren, die Sanierung von Sport- und Spielplätzen; aber auch historischen Zentren wird mittels Instandsetzungsmaßnahmen zu neuem Glanz verholfen. Dabei ist festzuhalten, dass es sich nicht um Einzelmaßnahmen, sondern um Gesamtmaßnahmen handelt, die in einem bestimmten Fördergebiet innerhalb eines erarbeiteten Stadtentwicklungskonzeptes umgesetzt werden.
Die sächsische Kleinstadt Flöha (siehe Titelbild) ist ein anschauliches Beispiel für eine erfolgreiche Aufwertung eines Quartiers durch finanzielle Unterstützung der Städtebauförderung. Die „Alte Baumwolle“ – eine Spinnerei mitten im geografischen Zentrum der Stadt – lag seit 1990 brach. Mit dem Ziel, ein multifunktionales Zentrum für Handel, Dienstleistungen, öffentliche Daseinsvorsorge und Wohnen zu schaffen, machten sich die Planerinnen und Planer ans Werk. Zunächst wurden Umbaumaßnahmen der Straßeninfrastruktur vorgenommen, um den Komplex besser an die Stadt insgesamt anzubinden. Parallel dazu verlief eine Modernisierungsmaßnahme in einem alten Fabrikgebäude, in das anschließend die Stadtbibliothek, der Stadtsaal und Vereine einzogen. Mit Mitteln der Städtebauförderung wurde die alte Zwirnerei auf dem Gelände zu einer Kindertagesstätte umgebaut. In den größten Gebäudekomplex zog ein Einkaufszentrum ein und der alte Kontor wurde ebenfalls mit Mitteln der Städtebauförderung zum neuen Rathaus Flöhas umgewandelt. Der Rest der Anlage wurde für die Schaffung von Wohn- und Gewerbeflächen genutzt. Zwischen den einzelnen Gebäuden erstreckt sich eine große Fußgängerzone, die als zentraler Treff und Kommunikationsstandort dient und ebenfalls mittels Städtebauförderung realisiert werden konnte.
Die Städtebauförderung untergliedert sich seit 2020 in drei Programme. Unter dem Namen „Lebendige Zentren“ soll Verfall und Vereinsamung von Orts- und Stadteilzentren entgegengewirkt werden. Als Bestandteil des gemeinschaftlichen Miteinanders ist es wichtig, die Aufenthaltsqualität in den Zentren zu fördern. Das gelingt durch die Erstellung von vielfältigen Nutzungskonzepten auf der Grundlage des Gebäudebestands. Konkret wird sowohl die Gestaltung des öffentlichen Raums als auch das baukulturelle Erbe unterstützt. Das Programm „Sozialer Zusammenhalt“ bezieht sich weniger auf Baumaßnahmen, sondern mehr auf die Förderung des Gemeinschaftsgefüges im Quartier. Der Fokus liegt hierbei auf dem gesellschaftlichen Engagement und der Partizipation, weshalb Mobilisierung von Teilhabe und ehrenamtliches Engagement Hauptbestandteil des Programms sind. Gemäß des Koalitionsvertrages der aktuellen Bundesregierung wird der Thematik rund um den Klimaschutz neues Gewicht verliehen, folglich beinhaltet das dritte Programm – „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ – städtebauliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung. Programmübergreifend gilt, dass Klima- und Grünmaßnahmen Fördervoraussetzung sind.
Zwar beteiligen sich Bund, Länder und Kommunen mit jeweils einem Drittel an den Kosten, jedoch obliegt die Planungshoheit bei den Städten und Gemeinden. Vor Ort werden Akteure aus der Stadtgesellschaft, Kunst und Kultur und die lokale Wirtschaft an den Entwicklungsprozessen beteiligt. Der Prozess soll das demokratische Miteinander im Quartier fördern und identitätsstiftend für den Standort wirken.
Text: Till Bunzel
Titelfoto: Lorema Immobilien GmbH
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Der Deutsche mag es ordentlich und aufgeräumt. Das gilt auch für seinen Vorgarten. Viele legen diesen steril mit Kies und Schotter an. Warum viele Bauordnungen nun dagegen vorgehen – wir zeigen es auf.