07-2022
07-2022

Wärme, Wasser, Energie — Wie Projektleiter Christian Ullrich die Häuser fit fürs Klima macht

Zum Hausbau gehören viele Schritte, bevor der Bauherr letztendlich sein neues Heim beziehen und genießen kann. Bis dahin ist es oft ein langer Weg für Planer, Architekten, Baufirma und Gewerke. Das Gewerk, das dabei als erstes das Haus betritt und als letztes wieder herausgeht, ist das der Versorgungstechnik. Dahinter verbirgt sich die Heizungs- und Sanitärinstallation, sowie die Klima- und Lüftungstechnik.

Sprechen konnten wir darüber mit einem Mann vom Fach – Christian Ullrich, der seit nun fast zehn Jahren seinen Meisterbrief im Bereich Versorgungstechnik innehält und insgesamt seit 18 Jahren länderübergreifend in der Branche arbeitet – in Deutschland und Luxemburg. 

Begonnen hatte Christian Ullrich, Sohn eines Architekten, im Alter von 16 Jahren – mit einer Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär und Klimatechnik im heimischen Ruwer bei Trier. In die Fußstapfen des Vaters wollte er nicht treten – zu eintönig war für ihn „das viele Zeichnen“. In seinem Ausbildungsbetrieb ging es da schon praktischer zu, bei Installations- und Reparaturarbeiten, vorrangig in Einfamilienhäusern. Bald darauf schon zog es ihn über die Ländergrenze hinweg zu neuen Herausforderungen. 2007 startete er in Luxemburg durch, gleiches Metier, größerer Kundenkreis und ein breiteres Aufgabenfeld. „Das hat mich einfach herausgefordert“, so der 34-Jährige. 

Christian Ullrich — seit 18 Jahren im Bereich der Versorgungstechnik tätig.
Foto: © Stefan Sträter

Mehrsprachiges Arbeitsumfeld

Mit dem Wechsel und den neuen fachlichen Herausforderungen kamen auch noch zwei Fremdsprachen dazu. Französisch und Luxemburgisch habe er sich über die Jahre peu à peu angeeignet, um in dem mehrsprachigen Land Fuß zu fassen und alle Kunden in ihrer jeweiligen Muttersprache beraten zu kommen. Mit Deutsch und Englisch ist der junge Bauleiter für Heizung, Sanitär, Klima und Lüftung damit viersprachig – und bestens aufgehoben im kulturpluralistischen Luxemburg. „Zwischenmenschlich, das passt“, resümiert er dahingehend. Nur das tägliche Pendeln zur Arbeit sei am Anfang gewöhnungsbedürftig gewesen, erklärt der „Grenzgänger“, der 2015 dann zu seinem jetzigen Arbeitgeber JANS wechselte. 

„Die Arbeit in der Firma macht mir sehr viel Spaß.“ Neben dem ständigen Kontakt zu Menschen gefalle ihm auch die Abwechslung der Arbeit und die vielen verschiedenen Projekte, die ihn immer wieder herausfordern und anspornen. 

Projektplanung und -umsetzung

Als Projektplaner ist er bei eingehenden Kundenanfragen zuallererst für die Angebots- und Kalkulationserstellung verantwortlich. Wenn dann grünes Licht gegeben wird, folgt die Planung im Detail, die Christian Ullrich von A bis Z selbst ausführt. Deutlich über ein Dutzend Projekte parallel betreut er dabei mitunter. Momentan stehe auch ein Großprojekt mit großer RLT Lüftungszentrale, Wärmepumpe und Kaltwassererzeuger, Druckluft, Sanitär und Wärmerückgewinnung von Kompressoranlagen an. Bei solch einem Projekt habe er dann ein technisches Büro an seiner Seite und mehrere Instanzen, die kontrollieren und die Sicherheit gewährleisten sollen. Während die Vorplanung für ein Standard-Einfamilienhaus in drei Tagen abgeschlossen werden kann, brauche man dafür bei einem Großprojekt des genannten Kalibers bis zu 12 Wochen. 

 Großprojekt in Colmar-Berg…

… im aktuellen Zustand.

Fotos: © Christian Ullrich

Das ist aber nicht an der Tagesordnung. Beim klassischen Einfamilienhaus erfolge die Abstimmung mit Kunde, Statiker, Elektriker dann in relativ kurzen Arbeitsprozessen. Die „Symmetrie für die Spots“ muss da zum Beispiel passen und dem Kunden gefallen. Die Abläufe und Prozesse haben sich dabei über die Jahre eingespielt und routiniert. So sehr, dass Christian Ullrich sein Wissen nun firmenintern an den Nachwuchs weitergibt. 

Installation…

…der Sanitärobjekte…

…in einem Einfamilienhaus.

Fotos: © Christian Ullrich

„Man muss ein gewisses Maß an Empathie besitzen.“ – Was sicherlich auch auf die Einarbeitung neuer Kollegen zutrifft, meinte Christian Ullrich im Gespräch bezogen auf den Umgang mit Kunden. „Keiner ist wie der andere.“

Der zwischenmenschliche Aspekt

Neben der Komplexität der Projekt- und Prozessplanung ist es also auch dieser zwischenmenschliche Aspekt, der bei der Arbeit nicht zu kurz kommt – beziehungsweise nicht zu kurz kommen sollte. Schließlich würden die Bauherrn viel Geld bezahlen, so Ullrich, da müsse man ein gewisses Feingefühl besitzen, wie man den jeweiligen Kunden behandelt. Aber genauso auch ein gesundes Selbstbewusstsein, da Sachen während des Planungs- und Bauprozesses auch in Frage gestellt würden. Da dürfe man „nie die Sicherheit verlieren“, erklärt der erfahrene Bauleiter. 

Konflikte gebe es hier und da – die müsse man dann gemeinsam auf der Baustelle besprechen. Entscheidend sei dabei eine fachliche Kommunikation. „Wenn man es dem Kunden erklären kann, dann ist es in 90 Prozent der Fälle ok“, so Christian Ullrich. 

Kommunikation spiele eine große Rolle im gesamten Planungs- und Bauprozess, so Christian Ullrich.
Foto: © Stefan Sträter

Auch eine Panne kann mal vorkommen. Schließlich wird ein Haus nicht von einem Roboter geplant oder gebaut. Einen Bau in seiner Komplexität erfolgreich voranzubringen ist keine leichte Aufgabe – und bedarf eines eingespielten Teams. 

Ganz entscheidend hierfür sind auch die Arbeiter und Monteure vor Ort, mit denen Christian Ullrich stets im engen Austausch steht. Hier hat die Digitalisierung bereits viele Arbeitsschritte vereinfacht. So kann Ullrich beispielsweise Montagepläne kurzfristig anpassen und den Arbeitern, die auf der Baustelle mit einem Tablet ausgerüstet sind, direkt zuschicken. „Das vereinfacht das Berufsleben enorm.“

Die Monteure Andreas Thelen und Andy Brust bei der Arbeit.

Andy Brust bei der Vorbereitung des Warmwasserspeichers für…

…den hydraulischen Anschluss an die Wärmepumpe und Solaranlage.

Fotos: © Stefan Sträter

Krisenzeiten

Was seine Arbeit hingegen momentan besonders erschwere, das seien die aktuellen Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen, wodurch Christian Ullrich seinen Kunden kein konkretes Datum mehr für irgendetwas nennen könne. „Wenn ich ein Angebot schreibe, dann müsste ich eigentlich draufschreiben: ‚Gültig bis heute Abend 17 Uhr‘“, bringt der Riveriser die ungewisse Lage auf den Punkt. Die Anfragen seien gleich hoch, könnten aber nicht in der Form bedient werden, wie sich das alle Beteiligten wünschen würden. „Es ist wirklich eine Lotterie.“ Besonders auch die gerade sehr beliebten Photovoltaikanlagen seien momentan schwer zu bekommen – genau diese seien aber laut Ullrich die Zukunft beim Hausbau und der (autonomen) Energieversorgung eines Haushaltes. 

Wärmepumpe und kontrollierte Lüftungsanlage eines aktuellen Projektes.
Foto: © Christian Ullrich

Keine Panik

Auch beim Thema Wärme und Heizung würden sich viele Kunden momentan für die zwar teurere, aber energetisch sinnvollere Lösung der Wärmepumpe interessieren, um ihre herkömmlichen Öl- und Gasheizungen zu ersetzen. 

Generell empfiehlt der Bauleiter, in der jetzigen Situation nicht in Panik zu verfallen. Es sei eine Krise, ja. Doch es habe schon viele Krisen gegeben, die auf die ein oder andere Art aber auch wieder vorbeigingen. 

Christian Ullrich widmet sich weiter seinen Bauprojekten, von denen er jedes einzelne als etwas Wichtiges und Herausforderndes ansieht. „Ich arbeite so, als wäre es für mich selbst.“   


Text: Marit Albrecht

Titelbild: Stefan Sträter