Architekten sind Künstler und Schaffende. Das ist ihr Job. Was es aber noch braucht, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein — der selbstständige Architekt Alexander Pötzsch verriet es uns.
„Klimafestival für die Bauwende“ – so nannte sich die zweite Veranstaltung ausgerichtet von Heinze und BauNetz mit Fokus auf Bauen im Bestand, Ressourcenschonung und alternative Baulösungen. Am 23. und 24. November kamen laut Ausrichter circa 3500 Gäste in die STATION in Berlin, um sich vor Ort bei zahlreichen Ausstellern über nachhaltiges Bauen zu informieren, verschiedene Speaker anzuhören, sich in Workshops weiterzubilden oder sich schlicht und ergreifend zu connecten. Aus der immensen Vielfalt an Eindrücken haben wir ein paar Highlights herausgegriffen.
Auf den drei Festival-Bühnen „Change“, „Effizienz“ und „Ressource“ gab es reichlich Input für die Besucher. Neben Projekteinblicken und sogenannten „Thementalks“ kamen auch einige „Größen“ der Branche zu Wort, darunter der italienische Stararchitekt Stefano Boeri. Mit seinem Konzept des „Bosco Verticale“ (Vertikaler Wald) bringt er weltweit eine Innovation ins Stadtbild, die in immer heißer werdenden Städten Schatten spenden und Luft filtern soll. Boeris Büro entwirft Hochhäuser, deren Fassaden mit unzähligen Bäume begrünt sind – das erste entstand 2014 in Mailand. Seitdem führte ihn seine „Green Obsession“ unter anderem in die Niederlande, nach China, Dubai und auch nach Göttingen, wo derzeit ein Projekt in Planung ist.
Mit Anders Lendager gab es weitere architektonische Inspiration aus dem europäischen Ausland. Der dänische Architekt stieg mit einer provokanten Frage ein. „Ist es möglich, gar nichts zu bauen?“ Was in Regionen der Welt mit einem extremen Bevölkerungszuwachs sicher keine Option darstellt, dessen hat er sich selbst mit seinem Büro verschrieben. Wo es möglich ist, verbaut er Bauschutt – aussortierte Fenster, gebrauchte Ziegel, alte Balken. Dafür hat er mehrere Upcycling-Unternehmen gegründet. Selbst alten Beton lässt er aus Gebäuden herausschneiden, um ihn dann in neu gepresster Form weiterzuverwenden. „Das ist nicht so schwierig, das kann man doch machen“, so der Däne. Er appellierte an Ingenieure und Architekten, nach vorne zu gehen und neue Wege zu finden, was zudem in der Verantwortung dieser Berufsgruppen liege. „There are solutions“, die Lösungen seien da, bekräftigte er und demonstriert es mit seinen eigenen Projekten.
Ähnlichen Input gab es auch von Mikala Holme Somsøe, Professorin für Entwerfen und Gestalten an der Technischen Hochschule Augsburg: „Bei mir gibt es in der Entwurfslehre keinen Neubau mehr.“ Denn auch dort muss angesetzt werden: Wenn die nachkommende Generation den Wert des Gebäudebestandes nicht von vorneherein vermittelt bekommt, wie soll sie sich für dessen Erhalt einsetzen? „Im besten Fall machen wir etwas Nobles aus etwas Ollem“, so die Dänin, die sich zudem für eine Kreislaufwirtschaft im Bauwesen und einen reduktiven Ansatz einsetzt.
Die Messages waren klar und deutlich und sowohl Speaker als auch Besucher schienen sich über Inhalt und Dringlichkeit einig zu sein. Entsprechend gut war die Stimmung in der vollbesuchten STATION in Berlin, die früher einmal ein Postbahnhof war. Viele Themen waren nicht neu – die Nachfrage nach konkreten Lösungen und der Bedarf an Austausch schien jedoch höher denn je. „Es ist dringend wichtig und ich bin total froh, dass Sie das hier veranstalten“, so Prof. Dr. Werner Sobek, der mit seiner Keynote zum Thema Ressourceneinsparung ebenfalls einen wichtigen Impuls gab. In die Umsetzung zu kommen und aus der „Wohlfühlnachhaltigkeitsbubble“ herauszukommen, war auch Dr. Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ein Anliegen.
Über das „Wie“ konnten sich die Besucher dabei in verschiedenen Workshops informieren, die in aufgebauten, mobilen Mini-Domes stattfanden. So handelte beispielsweise der Workshop „100% Reuse?“ von madaster von den Prozessstrukturen im Lebenszyklus eines Bauteils oder -produkts, um jeweils deren Wiederverwendung zu gewährleisten. Der Andrang in den Domes war groß. Besonders gut besucht war auch der Workshop „Nachhaltigkeitskommunikation – Strategie und Umsetzung“ von Prösler Kommunikation, bei dem sich die Besucher sogar auf dem Boden tummelten, um Platz zu finden.
Der Bedarf an Klarheit hinsichtlich des eigenen öffentlichen Auftritts zum Thema Nachhaltigkeit war unübersehbar. Laut Martin Prösler und Tristan Staack ist dabei wichtig, eigene Nachhaltigkeits-Thesen mit Konkretem zu untermauern und die eigene Kommunikation auf das Wesentliche zu reduzieren. Es helfe beispielsweise nichts, von „veganem Mineralwasser“ zu sprechen, was vielmehr die eigene Glaubwürdigkeit untergrabe. Man müsse viel sorgfältiger kommunizieren und Begriffe wie „grün“ anhand eigener Projekte und der Firmenphilosophie genau erklären. So brauche es auch eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die immer wieder auch intern kommuniziert und gelebt werden müsse. „Nachhaltigkeit ist Chefsache“, hieß es so in dem interaktiven Workshop, bei dem auch die Teilnehmer zu Wort kamen und in Gruppen Ziele für die eigene Nachhaltigkeitskommunikation formulierten.
Gerhard Feldmeyer von der Landmarken AG sprach in einem Thementalk von Nachhaltigkeit als Überlebensstrategie. „Am Thema Kreislaufwirtschaft führt kein Weg vorbei“ und „Klimaschutz ist keine Ideologie, es ist einfach eine physikalische Angelegenheit“, so der Architekt, der früher selbst ressourcenintensive Projekte entwickelte – und sich heute als Beschleuniger der Bauwende engagiert. Seiner Meinung nach sind die Architekten in der Breite aber „noch nicht so weit“.
Das nächste Klimafestival für die Bauwende findet am 21. und 22. November 2024 ebenfalls in der STATION in Berlin statt.
Text: Marit Albrecht
Fotos (wenn nicht anders gekennzeichnet): © Heinze GmbH, Marcus Jacobs, OFFscreen/Zeibel
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