„Ein Architekt muss auch Generalist sein“ — Ideen für eine neue Lehre in der Architektur
Für Architekt Thomas Walter sind die „jungen Leute“ Hoffnungsträger in der Welt der Architektur und darüber hinaus. Die nachkommende Generation sei es, die für eine positive Richtung kämpfe. Immer wieder biete er Praktika für Schüler und Studenten in seinem Architekturbüro an, erklärt der engagierte Architekt, der unter anderem im Vorstand der Architektenkammer Hamburg tätig ist.
Mit der heutigen Lehre an den Hochschulen ist Walter „in keinster Weise“ einverstanden. Viele Diskussionen habe er bereits mit Hochschulen geführt. Durch die globale Wirtschaft sei man darauf gedrungen, „in kurzen Etappen, sprich Bachelor und Master, zu arbeiten“. Das sei viel zu kurz, um umfassend ausgebildete Fachkräfte hervorzubringen, ist der Wahlhamburger der Meinung.
Generalistentum und Ganzheitlichkeit
Er plädiere für ein „Generalistentum“ und zusätzliche Ausbildungsschritte und -maßnahmen in anderen Themengebieten, damit zukünftige Architekten breiter aufgestellt seien. „Für mich sollte sich ein Architekt immer auch als Generalist verstehen.“ Die Ganzheitlichkeit müsse sich also in der Lehre widerspiegeln, ist der 61-Jährige der Meinung, da die Welt komplexer werde und „immer wieder Neues dazukommt.“ Seine Vorstellung: Am Anfang stehe der Jungarchitekt, der eine wichtige Grundausbildung genossen habe. Um Architekt zu werden, seien dann aber noch weitere „Bausteine“ notwendig, um überhaupt ein Generalistentum aufbauen zu können.
Die Ganzheitlichkeit muss sich in der Lehre widerspiegeln, da die Welt komplexer wird und immer wieder Neues dazukommt.
Thomas Walter, Architekt
Des Lernens kein Ende
„Und das hört ja auch nicht auf“, ergänzt Walter. „Ich zähle nicht zu den jungen Architekten, aber es kommt immer wieder Neues.“ Darauf müsse man sich einlassen und immer wieder den Weg des Lernens neu beschreiten. Beim Bund Deutscher Baumeister beispielsweise gebe es genau dafür eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten, fügt der gebürtige Pirmasenser hinzu, um Architekturschaffende immer wieder neu auf dem Weg „abzuholen“.
Themenvielfalt
Der Weiterbildungsbedarf sei groß und vielseitig: QNG nennt er dabei beispielsweise –„Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“. Die Themen Nachhaltigkeit und BIM (Building Information Modeling) seien auch Felder, die man sehr tiefgründig bearbeiten könne. „Das sind alles moderne Themen, die zu bearbeiten sind. Und da müssen wir hin. Die Vielfalt der Themen ist notwendig.“ Als Generalist-Architekt werde man nicht alles abdecken können, aber man könne Schwerpunkte setzen, wie zum Beispiel Rohbau, Entwurf, Innenarbeiten und Nachhaltigkeit.
Ein Schritt nach dem anderen
Junge Architektinnen und Architekten seien seiner Erfahrungen nach „sehr engagiert“ in ihren jeweiligen Schwerpunkten. Oft seien es noch kleine Bereiche, die sie abbilden können, und so müsse man das auch sehen. Wer anfangs vielleicht nur im Bereich Gestaltung eingesetzt sei, der könne nach zwei bis drei Jahren weitere Bereiche beschreiten, zum Beispiel in der Bauleitung. „Das sind unterschiedliche Schwerpunkte“, sagt Walter. „So sehen wir das und so nehmen wir die Leute auch und gehen mit ihnen den Weg.“
Thomas Walters Credo laute so oder so: tägliche Weiterbildung. „Man muss einfach was tun.“ Man müsse sich für jedes Jahr etwas vornehmen: Was mache ich dieses Jahr? Für ihn selbst ist das 2024 die Zertifizierung zum Energieberater im Denkmal. „Weiterbildung ist eine ganz wichtige Sache, so eröffnen sich ganz neue Aufgaben und ein ganz anderes Standing.“