An Beton-Alternativen, die weniger ressourcenintensiv und nachhaltiger sind, wird schon lange getüftelt. Ein Unternehmen baut bereits damit: mit Polymerbeton. Die Geschichte hinter Polycare und Gründer Gerhard Dust? Wir erzählen sie.
Hans-Ulrich Kainzinger ist Geschäftsführer und Inhaber der Enke-Werk, Johannes Enke GmbH & Co. KG und das bereits in dritter Generation. Zur Firma, die Flüssigkunststoffe und Beschichtungssysteme herstellt, gehörte in den 70er und 80er Jahren auch ein Dachdeckerbetrieb, der jedoch heute nicht mehr existiert. Das erklärte Ziel von Hans-Ulrich, genannt „Uli“ Kainzinger, ist es, das Familienunternehmen nach alten Werten zu führen und dabei stets den Fokus auf den Wandel der Branche und die Zukunft des Handwerks zu setzen. Seit vielen Jahren engagiert er sich zudem national wie international zu Themen wie Nachhaltigkeit in der Baubranche, Fachkräfteausbildung und Nachwuchsarbeit im Handwerk.
Alte Werte wie Ehrlichkeit, Unabhängigkeit, Zuverlässigkeit, Authentizität und Zukunftsorientierung sind für Uli Kainzinger sowohl beruflich als auch privat die treibende Kraft. Bereits einen Großteil seiner Kindheit verbrachte der „rheinische Bub“ im Familienunternehmen. Hier war nicht nur sein Vater Geschäftsführer, sondern auch die Großmutter Chefin der Kantine. Schon früh stand fest, dass er den Betrieb eines Tages übernehmen würde. Im Anschluss an sein BWL-Studium bekleidete Kainzinger schnell den Posten des Prokuristen. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Hans-Helmut Kainzinger im Jahr 2001 wurde er auf tragische Weise früh zum Geschäftsführer der Enke-Werk, Johannes Enke GmbH & Co. KG. Die Pflege der alten Tugenden seines Vaters und davor des Firmengründers und Großonkels Johannes Enke liegen ihm bis heute am Herzen.
Etwas, das Uli Kainzinger dabei weitestgehend beibehält: die Vermeidung von Krediten, um möglichst unabhängig von Banken zu bleiben. Auch Innovationen und vorausschauendes Handeln sind dem Geschäftsführer wichtig – so wie auch den Generationen vor ihm.
Die Investitionen in Digitalisierung, Ausbildung von Fachkräften und der wertschätzende und familiäre Umgang mit den Mitarbeitern spiegeln sich in einer überdurchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von mehr als 15 Jahren wider und geben Uli Kainzinger recht. Als Gegenpol zur Arbeit ist der sympathische Firmeninhaber vor allem an zwei Orten zu finden: im Rennwagen oder auf der Jagd. An mehreren Wochenenden im Sommer tauscht der Geschäftsführer das Hemd gegen seinen Rennoverall und ist im Oldtimer-Rennsport aktiv und damit durchaus erfolgreich. Die andere Hälfte des Jahres verbringt er zum Ausgleich gerne ungestört und abgeschieden von der Außenwelt auf seinem Lieblingshochsitz ohne Handyempfang.
Alles begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Idee von Johannes Enke, langlebige Dachbeschichtungssysteme zu entwickeln, die eine Sanierung von Industriedächern günstiger als einen Neubau machten. Dies fand vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg immer breitere Akzeptanz im Dachdeckerhandwerk. Flüssigkunststoffe, Abdichtungen und Versiegelungen für Böden, Flachdächer, Balkone und Ähnliches sind vielfältig einsetzbar und tragen heutzutage maßgeblich zur Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit in der Baubranche bei.
„Die Baugenehmigungen für Neubauten sinken aktuell mehr denn je. Daher wird es vor allem in den Städten zur Norm werden, Baulücken zu schließen, Dachgeschosse auszubauen oder Bürogebäude zu Wohngebäuden umzufunktionieren“, so Uli Kainzinger über die aktuellen Veränderungen in der Bauchbranche.
Die oft aufwendigen Sanierungs- und Umbauprojekte erfordern ein hohes Maß an Flexibilität bei den eingesetzten Produkten – und genau dort setzt Enke an. Das Unternehmen produziert nicht für Endverbraucher. Ein stetiger Austausch mit den Profis zu Haftungsanalyse und Untergrundbeurteilung, Bedarfsanalyse und Praxiserfahrung ist einer der Pfeiler des Enke-Werks. Basierend auf diesen Informationen werden neue Produkte entwickelt oder bestehende optimiert. „Wir verfügen über ein eigenes Entwicklungslabor, wo alleine fünf Mitarbeiter tätig sind, zwei davon Doktoren der Chemie. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung neuer Produkte, sondern auch um deren Langlebigkeit und das Thema Nachhaltigkeit. So setzen wir nach Möglichkeit natürliche Rohstoffe ein und beziehen diese von Lieferanten aus Deutschland“, beschreibt Uli Kainzinger hier das Vorgehen des Unternehmens.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler für den Erfolg der Firma Enke ist die Nachwuchsförderung und die Investition in die Attraktivität der Handwerksberufe. „In der Corona-Zeit haben wir einfach ein komplettes Studioequipment gekauft, das wir für Meetings, Schulungen und Live-Interviews mit Branchenvertretern nutzen. Gerade für die jungen Leute muss noch mehr in puncto Social Media, Digitalisierung und Emotionalisierung geleistet werden, um die Handwerksberufe wieder attraktiver zu machen“, so Kainzinger über den Fokus auf die Zukunft der Branche.
Im Jahr 2005 expandierte das Unternehmen, nach der Erschließung des europäischen Marktes, unter der Leitung von Hans-Ulrich Kainzinger nach Russland. „Die außergewöhnliche Architektur und die Notwendigkeit der aufwendigen Sanierung alter Gebäude eröffnete uns dort einen interessanten Markt. Es war eine herausfordernde und tolle Zeit“, sagt Kainzinger über die Arbeit in Russland. Unter anderem war das Unternehmen an der Sanierung eines Luxushotels in Moskau und vieler historischer Gebäude beteiligt.
Ein weiteres Projekt, an das sich Uli Kainzinger gerne erinnert, ist der Bau des VW-Werks in Shanghai: „Da wir bereits seit den 70er Jahren mit Volkswagen in Wolfsburg zusammenarbeiteten, durften wir dann auch das Projekt im Ausland betreuen. Das war natürlich ein nicht alltäglicher Auftrag.“
Weniger spektakuläre, aber dafür herausfordernde Projekte waren die Abdichtung des Glasdaches des Café Heinemann in Düsseldorf oder Dachsanierungen der Messe Düsseldorf, des Bahnhofs im polnischen Lodz, bei Opel in Bochum oder der Rheinbahn in Düsseldorf-Heerdt.
Text: Sarah Rotterdam
Fotos: © Enke-Werk
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