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Wir haben das spektakuläre Recyclinghaus in Hannover Kronsberg genauer unter die Lupe genommen.
Nachhaltigkeit wird ein immer relevanteres Thema. Während es in einigen Branchen schon seit Längerem in aller Munde ist und an Alternativen und Lösungen getüftelt wird, ist Nachhaltigkeit beim Thema Baustoff ein noch recht junges Phänomen. Denn Fakt ist, dass der Ressourcenverbrauch für die Herstellung von Baumaterialien immens ist. Laut Deutschlandfunk Kultur soll allein die Zementindustrie für acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein. Auch, dass es bei Gesetzen bisher kaum relevant ist, wie energieintensiv die Baustoffherstellung ist, stellt ein Problem dar.
Dabei ginge es ganz anders. Das bahnbrechende Recyclinghausprojekt in Hannover Kronsberg ist ein Beispiel dafür. Es zeigt, dass es möglich ist, ein Haus zu mehr als der Hälfte aus bereits verwendeten Baumaterialien zu bauen. Ein Pilotprojekt, welches in der Kategorie „Sonderpreis“ des Bundespreises Umwelt & Bauen 2020 mit einer Anerkennung gewürdigt wurde. Es erhielt darüber hinaus den Deutschen Fassadenpreis 2020 und eine Anerkennung beim Holzbaupreis Niedersachsen 2020.
Hinter dem Bau steckt das Bau- und Wohnungsunternehmen Gundlach sowie das Architekturbüro CITYFÖRSTER. Es sollte ein Leuchtturmprojekt mit einem besonderen Anspruch entstehen. Als Leitmotiv kam die Idee auf: „Wie viel Recycling ist heute schon möglich?“, so Projektleiterin Corinna Stubendorff im Gespräch mit ntv.
Im Beitrag des Nachrichtensenders wird berichtet, dass 90 Prozent der Fassade des Massivholzbaus aus gebrauchten Bauteilen besteht. Profilbaugläser, die von einer rückgebauten Lackfabrik stammen, gebrauchte Eternitplatten, die Fenster von einem alten Verwaltungsgebäude, Holzlatten von einer ehemaligen Sauna eines Fitnessstudios. Auch die Dachziegel zierten vorher ein anderes Gebäude, zwei alte Türen eines Bauernhauses konnten wiederverwendet werden und was im Inneren des Hauses wie eine kunstvolle Natursteinmauer wirkt, ist alter Gipskarton.
Warum nicht nutzen, was bereits vorhanden ist? Wie Nils Nolting von CITYFÖRSTER Architekten erklärt, stellte das Lager eines lokalen Messebauers eine ergiebige Materialquelle dar. Was andernfalls verbrannt worden wäre, konnte auf diese Weise zu Wänden, Einbaumöbeln, Türen und Fußbodenaufbauten verarbeitet werden.
Nach einer dreijährigen Vorbereitungsphase wurde das Haus dann in einer etwas über einjährigen Bauphase im Sommer 2019 fertiggestellt. Dabei musste während des Baus flexibel reagiert werden, wenn Bauteile verfügbar waren, sich bestimmte Türen auftaten und an einem Gebäude spontan „geerntet“ werden konnte. So steuerte auch die Bauteilbörse Hannover, die sich die Wieder- und Weiterverwendung von Bauelementen aus Abbruch- und Renovierungsvorhaben zum Ziel setzt, Bauteile für das besondere Recyclingprojekt bei.
Die Flexibilität und Offenheit bei der Planung habe besonderen Spaß gemacht sowie die Tatsache, dass „man ein Gebäude nicht von vorne bis hinten zu Ende denken muss“, so Architekt Nils Nolting in einem Beitrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit:
Auch die Mieter seien begeistert. So haben sich beispielsweise Achim Bothmann und Dorothee Weinlich sofort in das Haus verliebt, wie sie ntv offenbarten. Es gebe auch immer etwas Neues am und im Haus zu entdecken, man erfahre immer mehr darüber, woher ein bestimmtes Teil kommt und welche Geschichte es hat. Das prägt das Wohngefühl. Noch ist ein Haus dieser Art preislich nicht günstiger als ein konventioneller Bau. Doch sollte in Zukunft Ressourcenverbrauch teurer und die Bauindustrie was Nachhaltigkeit anbelangt gesetzlich mehr in die Verantwortung gezogen werden, könnten sich die Dinge ändern. Bis dahin wird es noch ein langer Weg sein. Das hannoversche Recyclinghauses ist Zeugnis dafür, wie es gehen könnte. Denn an Veränderung geht auch in der Baubranche kein Weg vorbei.
Fotos: Gundlach Bau und Immobilien GmbH & Co. KG
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