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Über das Thema Umkehrdach haben wir bereits berichtet. Um die Thematik noch ein wenig näher zu beleuchten, haben wir uns an Stefan Lobes, Diplom-Bauingenieur und Gebietsleiter Technik Ost bei Ravago Building Solutions Germany, gewandt.
1961 im belgischen Arendonk gegründet, spielte der Recyclinggedanke schon immer eine große Rolle bei Ravago. Die Ursprünge liegen hierbei in der Wiederverwendung von Abfallprodukten der chemischen Industrie, welche bei der Herstellung von Kunststoffen eine neue Nutzung erfahren sollten. Auch jetzt, mehr als 60 Jahre später ist Ravago einer der führenden europäischen Hersteller von Dämmstoffen, Spezialfolien sowie weiteren Grundstoffen für das Baugewerbe.
Die Produktion der XPS-Dämmstoffe namens Ravatherm erfolgt für den deutschen Markt in zwei Werken, die sich im badischen Rheinmünster, sowie in Schkopau in der Nähe von Leipzig befinden. Eine weitere Produktionsanlage im französischen Drusenheim produziert teilweise Dämmstoffe für den deutschen Markt.
Stefan Lobes, welche Vorteile sehen Sie im Umkehrdach verglichen mit anderen Dach-Systemen?
„Der größte Vorteil ist meines Erachtens die hohe Sicherheit des Umkehrdaches, welche keine andere Dachform im gleichen Maße bieten kann. Diese Sicherheit entsteht durch das vollflächige Aufbringen der Abdichtung auf der Betondecke, wodurch dieses System nicht wasserunterläufig ist. Bei Warmdächern hingegen verteilt sich bei einer Beschädigung der Abdichtung das Wasser im Bereich der Dämmung, was nicht nur zum Versagen jener führt, sondern auch eine Leckageortung nahezu unmöglich macht. Weiterhin liegt die Abdichtung gut geschützt unterhalb des Dämmstoffes und der Auflast, wodurch die thermischen Belastungen auf die sensible Dachabdichtung wesentlich geringer sind. Hierdurch fällt beim Umkehrdach nicht nur der Sanierungsaufwand deutlich geringer aus, sondern auch die Lebensdauer des Umkehrdaches kann mit 50 Jahren und mehr angenommen werden.“
Was macht den Dämmstoff XPS so besonders?
„XPS ist ein Spezialdämmstoff, der als einziger Dämmstoff im Außenbereich, außerhalb der Abdichtung, verwendet werden kann. Dadurch sind keine weiteren Schutzmaßnahmen nötig. Dies liegt vor allem an der besonderen geschlossenen Zellstruktur, welche das XPS nicht nur witterungsbeständig und feuchtigkeitsunempfindlich macht, sondern auch außergewöhnlich druckfest sowie hoch wärmedämmend.“
Wie sieht es in Hinblick auf die Recyclingfähigkeit und Nachhaltigkeit aus?
„Die Verlegung des Dämmstoffes erfolgt beim Umkehrdach lose, das heißt es werden keinerlei Kleber oder Verschraubungen benötigt, wodurch bei einem Rückbau des Daches die Dämmung sortenrein ist und daher auch recyclingfähig. Warmdächer hingegen müssen zur Windsogsicherung immer verklebt beziehungsweise verschraubt werden, wodurch es zu Verunreinigungen der Baumaterialien kommt, was das Recycling zumindest deutlich erschwert. XPS ist generell ein gut recycelbarer Dämmstoff. In unseren Herstellwerken wird daher bereits seit vielen Jahren ein internes Recycling mit XPS-Abfällen betrieben.
Zusammen mit dem Fachvereinigung Extruderschaum e.V. (FPX) haben wir ein System in den Markt eingeführt, bei dem Produktionsabfälle konsequent wiederverwertet und in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. Wir bieten in Zusammenarbeit mit Interzero und dessen Dienstleister ecoservice24 den Entsorgungsservice für Baustellenverschnitte an. Ecoservice24 holt die Verschnitte direkt auf der Baustelle ab und führt das Recycling durch. Das recycelte Granulat wird von den XPS-Herstellern erneut verwendet – ein geschlossener Kreislauf!“
Wie vielseitig ist das Umkehrdach in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten?
„Bei der Gestaltung des Umkehrdaches gibt es nahezu keinerlei Grenzen. So können neben einfachen extensiven Begrünungen auch naturnahe Landschaften mit Bäumen und Strauchbewuchs entstehen. Aber auch einfache Bekiesungen für ungenutzte Dachflächen oder Terrassenbeläge unterschiedlicher Art sind standardmäßig möglich. Weiterhin können durch die hohe Druckfestigkeit des XPS die Dachflächen auch mit PKW und sogar LKW befahren werden. Diese Aufbauten sind jedoch sehr speziell und bedürfen daher stets einer intensiven Beratung sowie Planung vorab. Auch das Mischen der vorgenannten Gestaltungsmöglichkeiten auf einer Dachfläche ist beliebig möglich, wobei noch ergänzende Elemente wie Photovoltaikanlagen, Retentionsflächen oder schwere technische Gebäudeausrüstung (TGA) integriert werden kann.“
Gibt es spezifische Bauvorschriften oder Normen, die beim Bau eines Umkehrdachs zu beachten sind?
„Neben den einschlägigen Regelwerken für die Abdichtung von Flachdächern – zum Beispiel Flachdachrichtlinie oder DIN 18531-1 – sind hier insbesondere die allgemeinen Bauartgenehmigungen der jeweiligen XPS-Hersteller zu beachten. In diesen sind spezifische Besonderheiten dieser Bauweise nochmals detailliert beschrieben sowie die dazugehörigen Parameter für die Planung der Umkehrdächer hinterlegt. Herausgeber dieser Bauartgenehmigungen ist das DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik), als technische Behörde des Bundes und der Länder, wodurch besagte Zulassungen einen normativen Charakter besitzen.“
Interview: Stefan Mothes
Fotos: © RAVAGO BUILDING SOLUTIONS
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