05-2023
05-2023

BAU 2023: Weltleitmesse mit erfolgreichem Comeback

Die „BAU – Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme“ ist eine der weltweit führenden Messen für den Industrie-, Objekt-, Wohnungs- und Innenausbau und findet alle zwei Jahre in München statt. Die 1964 erstmals veranstaltete Messe ist internationaler Treffpunkt für Architekten, Baustoffhändler, Planer, Investoren, Handwerker sowie Industrie- und Handelsvertreter. In den letzten Jahren hat sich die Messe auf Digitalisierung und neue Technologien konzentriert, um den Bedürfnissen der Branche gerecht zu werden. Heute gilt die BAU als wichtiger Impulsgeber für die Baubranche und trägt dazu bei, innovative Ideen und Technologien zu fördern und weiterzuentwickeln.

Nach mehr als vier Jahren Pause meldete sich die Messe 2023 mit einem positiven Ergebnis zurück. Rund 190.000 Besucher informierten sich vom 17. bis 22. April auf dem Gelände der Messe München über die Neuheiten und Trends der 2.260 Aussteller aus 49 Ländern. Der internationale Anteil lag bei knapp 80.000 Besuchern. Das entspricht 40 Prozent der Gesamtbesucherzahl und markiert einen Rekordwert. Auch die erst vor zwei Monaten gestartete 365-Tage-Branchenplattform „BAU Insights“ erfreute sich großer Beliebtheit: Täglich nutzten bis zu 40.000 Besucher das neue Online-Portal der Baubranche. Dass die Besucherzahlen insgesamt nicht an das Rekordjahr 2019 anknüpfen konnten, lag wohl unter anderem an den zeitgleich stattfindenden Warnstreiks an Flughäfen und im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. 

„Die BAU hat erneut bewiesen, dass sie die wichtigste Bühne für Innovationen und Premieren im Bausegment ist und bleibt. Trotz der vierjährigen Zwangspause präsentierten sich so viele Firmen wie noch nie in München. Damit wird der sehr positive Zuspruch zu Fachmessen und insbesondere zu Weltleitmessen, wie er sich schon in 2022 gezeigt hat, untermauert,“ bilanzieren die beiden Messechefs Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel die BAU 2023. Auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, zog ein positives Feedback in Bezug auf die Themenwahl der diesjährigen Messe. „Mit den Leitthemen ‚Digitale Transformation‘, ‚Zukunft des Wohnens‘, ‚Ressourcen und Recycling‘ sowie dem ‚Modularen Bauen‘ wurden die aktuell größten Herausforderungen und Trends perfekt abgesteckt. Damit bietet die BAU auch in diesem Jahr eine großartige Plattform, um Zukunftsperspektiven zu schaffen.”

Herausforderung Klimawandel

Der globale Klimawandel hat sich in den letzten Jahren mit Hitzewellen, Waldbränden, Überschwemmungen, Starkregen und Stürmen immer deutlicher bemerkbar gemacht. Dies hat massive Auswirkungen auch auf das Bauwesen. Mit dem Leitthema „Herausforderung Klimawandel“ soll auf die steigenden Anforderungen durch den Klimawandel aufmerksam gemacht werden. Die Auswirkungen auf die Bauwirtschaft betreffen unter anderem die Verfügbarkeit von Baustoffen, die Energieeffizienz von Gebäuden und die Nachhaltigkeit von Bauprozessen. Daher wurden Lösungsansätze und innovative Technologien vorgestellt, mit denen die Bauwirtschaft auf den Klimawandel reagieren kann. Dazu gehörten die Anpassung von Baustoffen an den Klimawandel, die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden und die Entwicklung nachhaltiger Bauprozesse. Konkret ging es auch um die Verwendung ressourcenschonender Materialien wie Recyclingbeton und -holz, die Integration von Photovoltaikanlagen und intelligenter Gebäudesteuerung sowie die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten im Bausektor.

Digitale Transformation

Bauen wird zunehmend digital. Der damit verbundene Wandel von analogen Denk- und Handlungsszenarien hin zu digitalen Entscheidungs- und Arbeitsprozessen eröffnet Optionen und Potenziale. Das Leitthema „Digitale Transformation“ greift diese Veränderungen auf. Sie kann Bauprozesse effizienter gestalten und die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure verbessern. Eine wichtige Rolle spielte dabei das Building Information Modeling (BIM), das die digitale Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden ermöglicht. Darüber hinaus wurden Virtual Reality und Augmented Reality als Werkzeuge zur Visualisierung von Bauprojekten und zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren vorgestellt. Auch der 3D-Druck wurde als vielversprechende Technologie zur schnellen und kostengünstigen Herstellung von Bauteilen präsentiert. Auch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Baubranche wurden thematisiert, etwa bei der Planung und Überwachung von Bauprozessen oder der Vorhersage von Materialbedarf und Baukosten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die digitale Transformation ein wichtiger Schwerpunkt der BAU war und zahlreiche vielversprechende Technologien und Lösungsansätze für die Zukunft des Bauens präsentiert wurden.

Zukunft des Wohnens

Gutes und bezahlbares Wohnen ist in den großen Metropolen längst zur Utopie geworden. Gleichzeitig ist die Zukunft des Wohnens in deutschen Städten ungewiss. Das Leitthema „Zukunft des Wohnens“ beschäftigte sich mit den neuesten Trends und Entwicklungen im Wohnungsbau. Dabei standen Themen wie Nachhaltigkeit, Wohnkomfort und Flexibilität im Mittelpunkt. Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen wie der steigende Bedarf an barrierefreiem Wohnraum oder die wachsende Bedeutung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten wurden thematisiert. Als Lösungsansatz wurden modulare Baukonzepte vorgestellt, die eine schnelle und flexible Errichtung von Wohnraum ermöglichen. Darüber hinaus wurden Modelle für alternative Wohnformen wie Tiny Houses oder Co-Living präsentiert, mit der auf den steigenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und flexiblen Wohnkonzepten reagiert werden soll.

Ressourcen & Recycling

Wände aus Bauschutt, Dämmung aus alten Hosen und Schraubverbindungen statt Schweißnähte: Auf deutschen Baustellen tut sich einiges in Sachen Kreislaufwirtschaft. Das Leitthema „Ressourcen & Recycling“ beschäftigte sich mit dem schonenden Umgang mit Ressourcen und der Wiederverwendung von Baustoffen. Hier wurden die Kreislaufwirtschaft, ressourcenschonendes Bauen und Recycling von Baustoffen betrachtet und verschiedene Technologien vorgestellt. Wie z. B. das Cradle-to-Cradle-Konzept oder der Einsatz von Recycling-Baustoffen. In Vorträgen und Diskussionsrunden wurden gesellschaftliche Herausforderungen im Zusammenhang mit Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung thematisiert.

Modulares Bauen 

Die Mieten steigen, gleichzeitig wird der Wohnraum immer knapper. Dies wurde bereits mit dem Leitthema „Zukunft des Wohnens“ zur Sprache gebracht. Für diese Herausforderungen gibt es einen vielversprechenden Lösungsansatz: das Bauen mit industriell vorgefertigten Bauteilen. Vorgestellt wurden Konzepte, die flexiblen, effizienten und nachhaltigen Anforderungen gerecht werden, wie z. B. der Einsatz von vorgefertigten Modulen für den Bau von Wohnungen, Büros oder Hotels. Dieses Thema werden wir auf www.bricks-dont-lie.de noch in einem gesonderten Artikel behandeln und daher an dieser Stelle nicht weiter ausführen.

Sonderschauen und Preisverleihungen

Ein umfangreiches Rahmenprogramm rundete das Angebot der BAU 2023 ab. Neben Vorträgen und Diskussionsrunden mit namhaften Architekten im Forum C2 erhielten Besucher darüber hinaus in den Sonderschauen und Konferenzen Einblicke in das Bauen von morgen. Außerdem nutzten Wettbewerbe wie „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft“ sowie der Balthasar-Neumann-Preis und der BaustoffMarkt-Oskar die BAU als Bühne für ihre Verleihungen.

Fortsetzung in zwei Jahren

Die nächste Ausgabe der BAU findet vom 13. bis 18. Januar 2025 auf dem Münchner Messegelände statt. Dann wird sich zeigen, welche der in diesem Jahr vorgestellten Zukunftstechnologien und -konzepte weitergeführt worden sind.


Text: Stefan Mothes

Fotos: © Messe München