Der Begriff Umkehrdach ist nicht für jedermann geläufig. Im Interview mit einem Experten haben wir uns die wichtigsten Besonderheiten und Vorteile erklären lassen. Auch in Hinblick auf das Thema Wiederverwendbarkeit und Kreislauffähigkeit.
Das Thema Bauen rückt aus zweierlei Gründen immer mehr in den Fokus von Politik und Medien.
Spätestens seit dem European Green Deal und dem Regierungswechsel in Deutschland ist das Thema Bauwende und klimafreundlicheres Bauen eines der Top-Themen der Branche. Auch steht die Politik vor der Herausforderung, den steigenden Wohnraumbedarf zu decken – und das eben bestenfalls mit bezahlbaren und ressourcenschonenden Gebäuden. Eine Mammutaufgabe, der sich Bundesbauministerin Klara Geywitz von der SPD mit ihrem Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen stellen will – bzw. muss.
Gemeinsam mit Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, will sie beispielsweise in relativ kurzer Zeit – bis zum 1. Januar 2023 – einen neuen Förderstandard auf den Weg bringen, „der eine breitere Betrachtung dessen ins Auge nimmt, was wirklich die meiste CO2-Einsparung pro Quadratmeter bringt im Verhältnis zum eingesetzten Geld“, erklärte sie jüngst im Gespräch mit Ingo Zamperoni von der ARD.
Denn darum gehe es, so Geywitz weiter: „Wir wollen nicht gegen den Klimaschutz bauen, sondern wir wollen intelligentes, mit der besten Technologie gefördertes Bauen, was dann auch die meiste CO2-Einspeisung hat.“
Doch wie soll das funktionieren?
Geywitz nennt drei Schlüsselpunkte: Zum einen soll dies durch eine öffentliche Förderung umgesetzt werden, über die von Habeck konzipierte Energieeffizienz, aber auch durch eine stärkere Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus durch Geywitzes Ministerium. In den kommenden vier Jahren sollen durch die Bundesregierung 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr entstehen. Zweitens „wird auch privates Geld fließen“, so die SPD-Politikerin, „da ja die Sanierung eines selbstgenutzten Objektes auch eine Wertsteigerung darstellt.“ Und drittens würden gerade Technologien entwickelt werden, die energieoptimiertes Bauen preiswerter machen werden.
Denn das ist genau der Punkt. Es kann bzw. sollte unter keinen Umständen der Fall sein, dass klimafreundliches Wohnen ein Luxus ist, den sich nur wenige leisten können. Es muss möglich sein, erschwingliche Mieten und Klimaschutz beim Bauen zu vereinen und einen gleichen Qualitäts- und Klimastandard für alle Wohnungen zu erreichen. Wie es Geywitz formuliert: „Bauen und Klima dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beide Sachen müssen zwingend zusammen gedacht werden.“ Schließlich seien die Häuser, die wir heute bauen, nicht nur für uns, sondern für unsere Enkel und diese Generation.
Laut Justus Kliss vom RBB ein sehr ehrgeiziges Vorhaben, dass angesichts zu weniger Sozialwohnungen gelingen muss. Er sieht die Zielsetzung, innerhalb der nächsten vier Jahre eine solch hohe Anzahl an Wohnungen zu realisieren, kritisch. Baugenehmigungsverfahren müssen laut seiner Meinung beschleunigt und vor allem digitalisiert werden. Es brauche zudem intelligente, dezentrale Energielösungen, wie zum Beispiel Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Photovoltaikanlagen. Nicht eine Heizung pro Haus, sondern eine Energielösung für mehrere Gebäude zusammen schlägt er vor. Nicht zuletzt braucht es auch die Fachkräfte, die all die Arbeiten, Planungen und Ausführungen stemmen können. Das Thema Neubau sieht er durch den hohen CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung kritisch. Bestehende Gebäude klimafreundlich umzurüsten sei da vielmehr ein wichtiger Baustein für bezahlbares und klimaneutrales Wohnen.
Auch laut Geywitz sei der Umbau ein ganz wichtiger Punkt. Preiswerter im Vergleich zum Neubau sei er auch hinsichtlich der CO2-Bilanz sehr sinnvoll, da schon viel Energie gebunden ist, die bei der Herstellung aufgewendet wurde. „Nicht abreisen, sondern umbauen, das ist allemal sinnvoller“, sagt sie.
Auch zum Thema Holzbau äußert sie sich, im Rahmen einer ganzheitlicheren Lebenszyklusbetrachtung beim Bauen entgegen der endlosen Dämm- und Energieeffizienzdebatte. Zumal Dämmstoffe bei der Produktion sehr energieintensiv seien. Es solle stärker in den Fokus rücken, was an CO2 beim Produzieren der Häuser entstehe. Mit Holz zu bauen sei ein großer Anreiz, da der Baustoff CO2 speichere und die Energiebilanz der Gebäude deutlich verbessern würde. „Und es ist auch architektonisch ein sehr sehr spannendes Material“.
Finden wir auch. Zum Thema Holzbau haben wir bereits berichtet. Zum Artikel geht es hier entlang:
Text: Marit Albrecht
Titelbild: Werner Schüring
Der Begriff Umkehrdach ist nicht für jedermann geläufig. Im Interview mit einem Experten haben wir uns die wichtigsten Besonderheiten und Vorteile erklären lassen. Auch in Hinblick auf das Thema Wiederverwendbarkeit und Kreislauffähigkeit.
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