Nachhaltigkeit ist das Thema der Zeit. Nicht zuletzt im Baugewerbe. Was dabei (politisch) passieren muss, um eine Bauwende im größere Stil zu bewirken – Annette Hillebrandt verrät es.
Ein Architekturwettbewerb ganz unter dem Motto Nachhaltigkeit – dafür steht der Solar Decathlon Europe. Das Ziel des Wettbewerbs ist es, energieeffiziente Gebäude mit geringem CO2-Ausstoß zu entwickeln, die durch erneuerbare Energien betrieben werden. Teilnehmen dürfen nur Teams bestehend aus Studierenden und ihren Dozenten. Die Teams treten hierbei in zehn verschiedenen Disziplinen gegeneinander an.
Der internationale Studentenwettbewerb findet alle zwei Jahre statt. Innerhalb dieser Zeit muss jedes Team eine konkrete Gebäudeidee entwickeln, designen und umsetzen. Die Gruppen müssen sich für jeden Wettbewerb aufs Neue bewerben. Aus allen internationalen Bewerbern dürfen bis zu 20 Teams teilnehmen. Ob die Teilnahme dabei in der Vergangenheit schon einmal erfolgte, spielt keine Rolle. Auch der Veranstaltungsort wird alle zwei Jahre neu gewählt. Anhand bestimmter Kriterien wie beispielsweise der Finanzierung und der Größe der Veranstaltungsfläche, wird aus verschiedenen Bewerbern ausgewählt.
Der Solar Decathlon Europe kommt ursprünglich aus den USA. Durch das US-Energieministerium gegründet, fand der Solar Decathlon dort erstmalig 2002 statt, bis er 2007 auch nach Europa expandierte. Ein Vertrag zwischen den USA und Spanien ebnete der europäischen Version den Weg. So wurden die ersten beiden Veranstaltungen in der Landeshauptstadt Spaniens im Jahr 2010 und 2012 ausgerichtet. Mittlerweile findet der Solar Decathlon neben Europa auch in Afrika, China, Indien, im Nahen Osten und in Lateinamerika und der Karibik statt.
Die Intention hinter der Gründung des Wettstreits war es, die neuen Generationen in der nachhaltigen Bauweise zu fördern und weiterzubilden. Seit der Gründung 2002 waren mehr als 900 studentische Teams an dem Entwurf und Bau von Nullenergiegebäuden beteiligt. Das Bildungsprogramm, welches zum Wettkampf gehört, ist mittlerweile weltweit bekannt. Außerdem wurde eine Wissensplattform mit Dokumentationen aller bisher stattgefundenen Solar Decathlon Wettbewerbe ins Leben gerufen. Diese Daten können bei der Forschung unterstützen.
Nachdem der Solar Decathlon Europe in Spanien, Frankreich und in Ungarn ausgerichtet wurde, fand er 2022 das erste Mal in Deutschland statt. Die Bergische Universität Wuppertal war dieses Mal der Host des Bauwettbewerbs, welcher ein Jahr vorab mit 18 teilnehmenden Teams gestartet war. Das Thema der Veranstaltung in Wuppertal: die europäische urbane Landschaft und bestehende Städte klimafreundlich und kostengünstig zu transformieren. Es sollten Lücken zwischen Gebäuden geschlossen, Aufstockungen von Gebäuden und Gebäudesanierungen vorgenommen werden.
Auch hier hatten die Teams zwei Jahre Zeit, bevor es in Rekordzeit an den Aufbau der vorgefertigten Gebäude ging. Innerhalb von zwei Wochen mussten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unter anderem aus Tschechien, Frankreich und Schweden alles für die Besichtigung fertigstellen. Aufgrund von gestiegenen Transportkosten mussten zwei Teams aus Thailand kurzfristig absagen. Deshalb standen statt 18 Häusern nur 16 auf dem Gelände des Mirker Bahnhofs in Wuppertal.
Mit der Fertigstellung des Baus ging es in die nächste Phase. Die Fachjury bewertete die Teams anhand der zehn Disziplinen, wie beispielsweise der Architektur oder der Nachhaltigkeit. Danach war die Besichtigung dann auch für Besucher möglich. Nach dem Wettbewerb wurden die meisten Gebäude wieder abgebaut. Nur acht Häuser bleiben noch bis zu drei Jahre für Forschungszwecke stehen.
Doch welches Team konnte sich den Sieg in Wuppertal für den besten Entwurf einholen?
Der Gesamtsieger der Veranstaltung war das Team RoofKIT des Karlsruher Instituts für Technologie. Auf dem zweiten Platz folgte die Technische Universität Eindhoven und den dritten Platz teilten sich die Nationale Architekturschule von Grenoble und die Technische Universität Delft. Zusätzlich wurden zwölf Sonderpreise vergeben, welche allerdings nicht mit in die Gesamtbewertung eingingen.
Mit der Ausrichtung des Solar Decathlon Europe 21/22 konnte die Bergische Universität Wuppertal nicht nur einen Besucherrekord von 115.000 internationalen Besuchern innerhalb von zwölf Tagen aufstellen, sondern erhielt zudem auch eine besondere Auszeichnung. Für die erstmalige Ausrichtung des weltweit größten Hochschulwettbewerbs und der inhaltlichen Fokussierung auf das Thema der urbanen Energiewende erhielt die Bergische Universität Wuppertal in der Kategorie Bildung und Ausbildung im Jahr 2022 den deutschen Solarpreis.
Der renommierte Wettbewerb sollte in diesem Jahr in Bukarest, Rumänien stattfinden. Aufgrund von anhaltenden Unsicherheiten durch die Coronapandemie musste die geplante Veranstaltung jedoch abgesagt werden. Die Energy Endeavour Foundation traf diese Entscheidung Anfang des Jahres 2023. Momentan steht die Planung für den Solar Decathlon Europe 2025 an. Der sogenannte „Call for Cities“, bei dem ein neuer Veranstaltungsort für 2025 gesucht wird, hat begonnen.
Wer sich näher zum Thema informieren will oder vielleicht selbst teilnehmen möchte: Mehr Informationen zu den vergangenen Wettkämpfen finden sich auf der offiziellen Homepage: https://solardecathlon.eu/
Außerdem existiert ein YouTube-Kanal für den Solar Decathlon Europe 2021/22 mit interessanten Hintergrundinformationen zur Design- und Bauphase der Teams.
Wer selbst als Teilnehmer mitwirken will, kann das Thema an seiner Universität oder Hochschule ansprechen und ein Team gründen. Mehr Informationen für die Teilnahmevoraussetzungen der letzten Veranstaltung gibt es außerdem hier.
Text: Laura Grauer
Bilder: © Solar Decathlon Europe
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