…und warum Sozialkompetenz in diesem Beruf manchmal wichtiger ist als das Fachliche selbst.
Autobahnreparatur während der Verkehr rollt? Was für viele wie Utopie klingt, ist in der Schweiz Wirklichkeit geworden. Noch bis August ist dort die mobile Baustellenbrücke ASTRA Bridge im Einsatz und zweispurig für Fahrzeuge jeglichen Typs befahrbar.
Die ASTRA Bridge, die nach dem Schweizer Bundesamt für Strassen (ASTRA) benannt ist, verläuft auf der A1 Richtung Zürich zwischen Recherswil und Luterbach im Kanton Solothurn. Sie besteht aus Modulen, die mit einem Fahrwerk ausgestattet sind, wodurch die Brücke in Längs- und Querrichtung bewegbar ist. Sie verfügt über zwei Rampen, die mit 60 Kilometern pro Stunde befahrbar sind. Nach anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund einer zu starken Steigung wurde die Brücke optimiert. Mit sanfteren Steigungen und verlängerten Rampen kann der Verkehr nun reibungslos fließen, während darunter an der Fahrbahnerneuerung gearbeitet wird.
„Die räumliche Trennung von Verkehr und Unterhaltsarbeiten erhöht die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden und die Arbeitssicherheit des Baustellen-Personals“, heißt es auf der offiziellen Seite von ASTRA. Die gesamte Fahrbahn unter der Brücke ist Terrain der Straßenbauer und für Fahrzeuge nicht befahrbar. Bei einer einzelnen Spursperrung sei das nicht der Fall, schreibt die NZZ, was ein zusätzliches Arbeitsrisiko darstellen kann.
Weitere Vorteile der mobilen Baustellenbrücke liegen auf der Hand: Die Arbeiter sind unter der Brücke wetter- und lärmgeschützt. Die Arbeiten erfolgen tagsüber – belastende Nachtarbeit entfällt genauso wie nächtlicher Baulärm, der andernfalls für Anwohner zur Zerreißprobe werden kann.
Die innovative Brücke, inspiriert von einer ähnlichen Rampe aus Österreich, ermöglicht es also, Autobahnabschnitte zu erneuern, ohne Spuren zu schließen oder auf Nachtarbeit angewiesen zu sein. Das war auch der Grund, warum sich ASTRA für die Entwicklung und Errichtung der Brücke entschieden hatte, zumal auch die Zeitfenster für Nachtarbeit durch ein insgesamt hohes Verkehrsaufkommen immer kleiner werden.
Ist die Brücke also eine Nonplusultra-Lösung? Nicht in jedem Falle. Allein die Kosten für Entwicklung und Bau sind erheblich: 26 Millionen Franken schlugen hierfür zu Buche, gibt die NZZ an. Zudem könne sie nur auf 13 Prozent des nationalen Strassennetzes eingesetzt werden. Bei Überführungen oder anderen „Hindernissen“ ist ein Einsatz der Brücke nicht möglich.
Trotzdem ist das Interesse an der ASTRA Bridge groß. Es habe bereits Anfragen aus Norwegen, Deutschland und den Niederlanden gegeben. Ein Patent auf die Konstruktion gibt es nicht. Auch wenn die Zukunft der Brücke derzeit noch unsicher ist, könnte sie Revolutionscharakter für Baustellen weltweit haben.
Text: Marit Albrecht
Fotos: © Bundesamt für Strassen (ASTRA)
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