05-2021
05-2021

Der, der die Massen bewegt. Wie der Maurer Miguel Vieira die Baustelle ins Rollen bringt

Ein Haus ist oft so ziemlich das Erste, was ein Kind zeichnet, sobald es Stift und Papier in die Hand bekommt. Jeder wächst in irgendeinem Gebäude auf und nimmt die eigenen vier Wände schnell als selbstverständlich wahr. Wer selbst Häuslebauer ist, der dürfte das schon etwas anders sehen. Und wer bei Wind und Wetter dafür sorgt, dass ein Stein auf den anderen kommt, dass das Team zusammenspielt und das Haus mehr und mehr Gestalt annimmt, bei dem steckt richtig Herzblut im Gebäude.

Wenig sichtbar und im „Hintergrund“ agierend, nimmt man Rohbauer und Maurer weniger wahr. Während Architekt und Bauunternehmen meist im Vordergrund stehen, und gern mal stellvertretend für die gesamte Errichtung des Haues ins Feld geführt werden, finden die so oft als „Bauarbeiter“ bezeichneten Rohbauer viel seltener Erwähnung.

Das wollen wir ändern. Und das Spotlight mal auf die richten, die wirklich den Bau machen. Wir wollen genauer hinsehen, wer sich unter dem Bauhelm verbirgt, wer bei strömendem Regen und glühender Hitze zwischen Schuttbergen und halbfertigen Wänden Sorge trägt, dass am Ende ein funktionales Haus auf festem Grund steht und letztlich bezogen werden kann.

Einer davon ist Miguel Vieira, Maurer und Vorarbeiter aus Portugal. Vor drei Jahren kam er nach Luxemburg und hat mit seinem Team bereits für unzählige Häuser den ersten Grundstein gelegt.

Gelernt hat er sein Handwerk in Portugal, von wo es ihn wegzog. Arbeit fand er in Luxemburg – und das nicht zu knapp. Durch den Bauboom sind Facharbeiter, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, sich nicht vor der Arbeit scheuen und gute Teamplayer sind, heiß begehrt. Ein Name wie seiner ist dabei keine Seltenheit auf dem Bau. Neben vielen Südeuropäern sind es vor allem auch Arbeiter und Handwerker aus Osteuropa, die die Baustellen in Luxemburg und den angrenzenden Ländern am Laufen halten.

Miguel Vieiras Zuverlässigkeit, Kompetenz und sicherlich nicht zuletzt seine Freude an der Arbeit, die er wortwörtlich ausstrahlt, ließen ihn schnell zum sogenannten „chef d’équipe“ aufsteigen. Als Vorarbeiter leitet er ein kleines Team und koordiniert die Arbeitsabläufe. Seine kleine Kolonne besteht aus seinem Bruder und seinen zwei Schwägern, die sich ebenfalls aus Portugal auf den Weg Richtung Norden gemacht haben.

„Ich habe fast meine ganze Familie hier“, sagt er in gebrochenem Französisch und strahlt dabei, als wir ihn bei der Arbeit auf einer Baustelle im luxemburgischen Redange antreffen. Es gefalle ihm gut in Luxemburg und auch die Arbeit mache Spaß. Das kauft man ihm ab – seine positive Ausstrahlung, sein Lächeln, und wie er anpackt sprechen für sich. Während er in dem einen Moment noch Erdmassen mit einem Bagger bewegt, steht er im nächsten Moment auf einem halbfertigen Haus und spricht mit dem Team die nächsten Schritte ab.

Langweilig werde es nie. „Es ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist anders. Und bei Sonne ist es toll. Nur die Regentage trüben ein wenig die Bilanz“, sagt er. Doch davon lässt sich ein Typ wie er nicht den Spaß verderben. Er sei froh, mit dem was er macht. Deutschlernen stehe auch auf seiner To-do-Liste, jedoch sei das schwer. Mit den Kollegen auf Portugiesisch zu plaudern, funktioniert dann doch einfacher.

Ganz unabhängig von der Sprache der Arbeiter hat man den Eindruck, dass hier ein tieferliegendes Verständnis geteilt wird. Es herrscht gute Stimmung, man versteht sich, scherzt. Und wirft sich auch mal einen frechen Spruch oder natürlich eine Anweisung zu. Doch vorherrschend ist dieses Gefühl der Kameradschaft. Welches nicht zuletzt durch engagierte, kompetente und beherzte Arbeiter wie Miguel Vieira lebt und weitergegeben wird.


Miguel Vieira arbeitet seit 2018 für das luxemburgische Bauunternehmen JANS groupe.