Ein „Weiter so!“ kann es in der Baubranche nicht mehr geben. Unter dem Motto „TRANSFORMATION – RÄUME STÄRKEN“ wollte der DAT23 dieses deutliche Signal des Aufbruchs senden. Ob das gelungen ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Citius, altius, fortius (schneller, höher, stärker) ist zwar das olympische Motto, könnte aber auch auf die Baubranche zutreffen. Es wird schneller gebaut, es wird höher gebaut und es wird stärker (stabiler) gebaut. Auch mit Blick auf die Verschiebung der ursprünglichen Grenzen des Machbaren ist die Analogie zum Sport passend. In den 50er Jahren glaubte niemand, dass ein Mensch eine Meile (≈ 1,6 km) in unter vier Minuten laufen kann. Diese Grenze, die Roger Bannister 1954 mit 3:59 Minuten durchbrach, hat sich mittlerweile deutlich weiter verschoben. Der Weltrekord liegt aktuell bei 3:43 Minuten. Auch in Bezug auf die Höhe von Bauwerken hat sich seit der Mitte des letzten Jahrhunderts einiges getan.
Das 1931 erbaute Empire State Building in New York war zu seiner Zeit mit 443 Metern ein Gigant. Rund 40 Jahre später lagen die Amerikaner mit dem ehemaligen Sears Tower in Chicago schon bei 527 Metern. Seit 2010 ist die Messlatte mit dem 828 Meter hohen Burj Khalifa in Dubai noch einmal massiv nach oben gezogen worden. Da können wir Deutsche nicht mithalten. Unser höchstes Bauwerk ist nach wie vor der Berliner Fernsehturm mit 368 Metern Höhe. Da reden wir bei der Liste der höchsten Gebäude schon von ganz anderen Zahlen. Zur Unterscheidung: ein Funkturm bzw. ein Sendemast zählen laut Definition als Bauwerk, jedoch nicht als Gebäude. Daher würde die Liste der höchsten Bauwerke etwas anders aussehen. Aber bleiben wir bei unseren geliebten Wolkenkratzern als Gebäude.
Burj Khalifa
Standort: Dubai / Vereinigte Arabische Emirate
Höhe: 828 m
Erbaut: 2010
Der 2010 erbaute und nach dem Präsidenten Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan benannte Burj Khalifa ist in so ziemlich allen Bereichen ein Superlativ. Aufgrund seiner Höhe ist er bei klarem Himmel schon aus einer Entfernung von 50 Kilometern zu sehen. Selbst wenn man den Kölner Dom fünfmal übereinanderstapeln würde, läge man damit noch unter der Spitze dieses Bauwerks, dessen höchste bewohnte Einheit im 163. Stock liegt. Für die Errichtung wurden rund 1,5 Milliarden Dollar und 22 Millionen Arbeitsstunden investiert. 54 Aufzüge befördern täglich mehrere Tausend Touristen und Einheimische in ihre Büros, Luxusapartments, Hotelsuiten und Restaurants. Die höchste Aussichtsplattform des Burj Khalifa liegt auf 555 Metern Höhe und wird von Wikipedia fälschlicherweise als „weltweit höchste öffentlich zugängliche Aussichtsplattform“ bezeichnet. Dieser Titel geht jedoch an Nummer 2 unserer Liste. Wie man sieht, ist die allwissende Online-Enzyklopädie nicht immer up to date.
Shanghai Tower
Standort: Shanghai / Volksrepublik China
Höhe: 632 m
Erbaut: 2015
„Business as usual“ könnte man beim 632 Meter hohen Shanghai Tower sagen, auch wenn er das höchste Gebäude Chinas ist. Immerhin hat das Land die größte Dichte an Wolkenkratzern mit über 350 Metern Höhe und auch in direkter Nachbarschaft stehen mit dem Jin Mao Tower und Shanghai World Financial Center zwei Hochbauten fernöstlicher Baukunst, die sich nacheinander den Titel als höchstes Gebäude der Republik abgejagt haben. Besonders auffällig ist bei dem in Pudong, dem Finanz- und Wirtschaftszentrum Shanghais, gelegenen Bauwerk die spiralförmige Fassade. Deren Konstruktion reduziert die Windbelastung um 24 Prozent und ist in der Lage, Regenwasser aufzufangen, was für Heizung und Klimatisierung genutzt werden kann. Auch wenn der Shanghai Tower in Bezug auf die absolute Höhe nicht mit dem Burj Khalifa mithalten kann, so toppt er ihn zumindest in zwei Bereichen. Seine oberste Aussichtsplattform ist mit 561 Metern fünf Meter höher und somit die höchste der Welt. Auch verfügt der Shanghai Tower über den schnellsten Fahrstuhl der Welt. Im normalen Betrieb kommt er auf 64,8 Stundenkilometer, mit nur einem Techniker an Bord auf 73,8 Kilometer pro Stunde.
Makkah Royal Clock Tower
Standort: Mekka / Saudi-Arabien
Höhe: 601 m
Erbaut: 2012
Royal Clock? Reden wir hier von Londons Big Ben? Nein, bzw. ja, denn auch der Makkah Royal Clock Tower verfügt über einen Uhrturm im Stil seines britischen Pendants und ist die größte Uhr der Welt. Und sie ist das Produkt deutscher Handwerkskunst, denn sie wurde von der schwäbischen Firma „Perrot“ gebaut und wird sicherlich zeitlebens deren Prestigeobjekt bleiben. Aufgrund seiner direkten Nähe zur Heiligen Moschee Mekka wurde der Makkah Royal Clock Tower als Hauptgebäude der Hochhausgruppe Abraj-Al-Bait-Towers vor allem errichtet, um die unzähligen muslimischen Pilger zu beherbergen, die die heilige Stätte zu jeder Zeit des Jahres in Scharen frequentieren. Rein von der Nutzfläche her übertrifft der Makkah Royal Clock Tower seine großen „Vorbilder“ um Längen bzw. Quadratmeter. Zum Vergleich: Shanghai Tower: 380.000 Quadratmeter, Burj Khalifa: 517.240 Quadratmeter, Makkah Royal Clock Tower: 1,575 Millionen Quadratmeter! Bei gerundeten Baukosten von 15 Milliarden Dollar könnte man fast von einem Schnäppchen sprechen. In Euro umgerechnet sind 950 Euro/m² fast die Hälfte, was man mittlerweile in Deutschland (ohne Grundstück) an Neubaukosten kalkulieren muss. Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Wohnfläche und Nutzfläche sind nicht dasselbe, aber der Vergleich regt trotzdem zum Nachdenken an.
Warum wird eigentlich immer höher gebaut? Liegt es in der Natur des Menschen, immer wieder Grenzen auszuloten und mit blindem Ehrgeiz ein architektonisches Wettrüsten zu betreiben? Oder geht es um etwas ganz anderes? In einem Beitrag des Senders n-tv mit dem Titel „Hochhaus kommt vor dem Fall“ geht man einer These nach, die unter anderem davon spricht, „dass ein Wolkenkratzer-Boom oft einer Finanz- und Wirtschaftskrise vorausgeht“ und Superlative im Hochbaubereich als Konjunkturindikator zu werten sind. Ungeachtet dieser wirtschaftspolitischen Spekulation macht Hochbau vor allem in den Metropolen Sinn, wo die Grundstückpreise in astronomischen Gefilden liegen und jeder Quadratmeter Grundfläche bestmöglich genutzt werden muss. Aber mit jedem Meter Höhe steigen auch die Anforderungen an die Gebäudestatik und die verwendeten Baumaterialien. Schließlich müssen die Gebäude in der Lage sein, Stürme, Erdbeben und sonstige Fremdeinflüsse und Havarien menschlichen Ursprungs zu überdauern. Seit dem 11. September ist selbstredend das Thema Terrorismus ein Aspekt, der ins Kalkül gezogen werden muss. Auch in Bezug auf die Aufzugstechnologie verlangt jeder zusätzliche Meter stabilere Zugseile und für die Bewohner der oberen Stockwerke könnte es irgendwann skurril werden, wenn eine Fahrstuhlfahrt mehr als zehn Minuten dauert.
Trotz alledem hat die Jagd auf den Höhenrekord des Burj Khalifa längst begonnen. Bereits 2013 wurde in der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah mit dem Bau des gleichnamigen Jeddah Tower begonnen.
Geplant war ursprünglich eine Höhe von mehr als 1000 Metern, aber seit 2018 wurden die Arbeiten am Turm bei einer Höhe von 256 Metern eingestellt. Geldprobleme und Korruptionsvorwürfe stehen im Raum und es steht in den Sterne, ob die höchste unvollendete Baustelle der Welt noch einmal Fahrt aufnimmt und der Menschheit neue Höhenrekorde beschert. Aber höchstwahrscheinlich wird der Jeddah Tower nicht der letzte Versuch bleiben, in neue Sphären aufzusteigen.
Text: Stefan Mothes
Titelbild: Shutterstock
Ein „Weiter so!“ kann es in der Baubranche nicht mehr geben. Unter dem Motto „TRANSFORMATION – RÄUME STÄRKEN“ wollte der DAT23 dieses deutliche Signal des Aufbruchs senden. Ob das gelungen ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Ab wann spricht man eigentlich vom Smarthome und was ist dran an der häuslichen Intelligenz? Und wer sollte lieber gänzlich die Finger davon lassen? Thema Smarthome auf dem Prüfstand.