12-2023
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Vom Industriekletterer zum Holzbauinnovator: TRIQBRIQ-Geschäftsführer Max Wörner

Der 34-jährige Max Wörner von TRIQBRIQ ist immer als Erster im Büro. Wenn nicht in der Firmenzentale in Stuttgart, dann zuhause am eigenen Schreibtisch. „Ich stehe immer sehr früh auf. Oft bin ich schon fünf Uhr morgens im Büro“, so Max Wörner im Interview. Die frühen Stunden nutzt er, um seinen Tag zu strukturieren und Dinge abzuarbeiten.

Zu bearbeiten gibt es vieles – schließlich will Max Wörner die Bauindustrie verändern. Als Gründer und Geschäftsführer der TRIQBRIQ AG hat er mit seinem Team ein System entwickelt, mit Schwach- und Schadholz rückbaubare Mehrgeschosser hochzuziehen.

Ausgetriqst — Stein auf Stein aus Holz

Der Name des Unternehmens TRIQBRIQ setzt sich zusammen aus TRIQ für die drei Aspekte der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie und Soziales) und BRIQ für Baustein. Mit Stein oder Beton hat der Baustoff allerdings nichts zu tun, es wird auf heimisches Alt- und Kalamitätsholz gesetzt, dass durch die Kleinteiligkeit des sogenannten BRIQ trotzdem die nötige Belastbarkeit bietet.

Ich habe schnell gemerkt,
wie dreckig die Baubranche ist.

Max Wörner, Geschäftsführer TRIQBRIQ

Zum Baugewerbe kam der Stuttgarter unter anderem über das Klettern. Die Liebe zum Klettersport hatte er zum Beruf gemacht, war als Industriekletterer tätig, bei Höhenarbeiten aktiv und baute früh eigene Kletteranlagen, mit allem, was dazugehört: Genehmigungen, die Arbeit mit Architekten, Statikern, usw. So kam eins zum anderen und der Weg zum Thema Immobilien war nicht weit, erklärt Max Wörner, der schon mit 18 Jahren sein erstes Unternehmen gegründet hatte. „Ich war immer umtriebig und habe verschiedene Bauträgerprojekte im In- und Ausland gehabt. Durch die Naturverbundenheit über das Klettern habe ich dann doch schnell gemerkt, wie dreckig die Baubranche ist und dass man da was ändern muss“, erklärt der Unternehmer.

Prominenter Besuch im TRIQBRIQ-Werk: Winfried Kretschmann auf Tuchfühlung mit den BRIQs

Der Minister Baden-Württembergs besuchte TRIQBRIQ im Rahmen seiner Sommertour 2023 unter dem Motto „Dem Klimawandel mit Innovation begegnen“

„Den Kreis des im Bau verwendbaren Holz auf Schadholz auszuweiten und damit die verfügbaren Holzmengen deutlich auszuweiten, ist eine hochinteressante Idee“, kommentierte Winfried Kretschmann

Mit Schwachholz richtig stark bauen

Gesagt, getan. Zusammen mit dem Architekten Werner Grosse hat Max Wörner 2021 schließlich TRIQBRIQ auf den Weg gebracht. Architekt Grosse sei dabei der kreative Kopf hinter dem BRIQ gewesen und habe das Thema Schwachholz auf einer Schwedentour entdeckt. Zusammen mit dem Unternehmergeist Wörners entstand schließlich der mikromodulare, dreiaxiale BRIQ, der komplett rückbaufähig ist. „Wir haben uns zusammengetan und ein zugelassenes, seriell herstellbares Produkt auf die Straße gebracht“, erklärt der Geschäftsführer stolz. Im Juli 2022 kam die Bauzulassung für den Baustoff: ein „Riesenschritt“ für den Schwaben, der sich selbst als Problemlöser sieht und seinen Beruf als Berufung empfindet. „Ich bin jeden Tag damit beschäftigt, Probleme zu lösen – ich finde das total spannend!“

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Ich bin jeden Tag damit beschäftigt, Probleme zu lösen – ich finde das total spannend!

Max Wörner, Geschäftsführer TRIQBRIQ

Beweisen kann sich der BRIQ auch bereits in der Praxis. In Berlin entsteht gerade ein Musterhaus für einen großen Projektentwickler, am Lago Maggiore 14 Ferienhäuser. In Frankfurt am Main wurde mit TRIQBRIQ der Rohbau einer 450 Quadratmeter großen Stadtvilla innerhalb von knapp sechs Tagen errichtet. „Wir haben bewusst einen Bauunternehmer ausgewählt, der zuvor noch nie mit Holz gebaut hat. In Zukunft will er nun nur noch so bauen“, erklärt Wörner, der vor allem gerade von großen Institutionellen eine starke Nachfrage erlebe.

TRIQBRIQ-Rohbau aus Holz in einem Wohngebiet in Frankfurt am Main

Innerhalb von knapp sechs Tagen stand der Rohbau der circa 450 qm großen Stadtvilla

Hoch hinaus

Der Grad an Nachhaltigkeit und Rückbaubarkeit unterscheide sich von Projekt zu Projekt. Manche Projekte erreichen einen Rückbaugrad von 90 Prozent. „Man muss die Leute da langsam ranführen“, so Max Wörner, der selbst in einer nachhaltig renovierten Bestandsimmobilie in Stuttgart wohnt. „Wir haben viel mit Lehm und Holz gearbeitet und alte Baustrukturen belassen. Ich brauche nicht viel. Ein bisschen Platz, aber sonst ist mir das städtische Leben und gesundes Wohnen wichtiger“, erklärt der zweifache Familienvater und Hundebesitzer.

Wo er noch hinwolle mit TRIQBRIQ? „Wir wollen nicht im ‚Häuslebauermarkt‘ groß werden, sondern wir wollen in den Geschosswohnungsbau. Wir wollen Quartiersprojekte beliefern, wir wollen Nachverdichtungen, wir wollen einfach Städte mitgestalten“, so der Chef des 15-köpfigen Teams.

Wie genau das aussehen soll, welche Hürden es derzeit in der Holzbaubranche noch gibt und inwieweit Max Wörner mit seinem Bausystem Teil der Lösung sein will, das erklären wir im Folgebeitrag „Mit Schwachholz stark bauen — Was TRIQBRIQ beim Holzbau anders macht“
näher.


Text: Marit Albrecht

Fotos: © TRIQBRIQ AG