07-2024
07-2024

Wärmepumpe — warum ein Hochleistungsmodell nicht immer die beste Wahl ist

Auch wenn Deutschland im europaweiten Vergleich beim Einbau von Wärmepumpen (noch) hinterherhinkt, erleben Wärmepumpen auch hierzulande einen Boom. Der Informationsbedarf ist groß und bei der Anschaffung gibt es einiges zu beachten. Der Heizungsinstallateur und Wärmepumpenexperte Thomas Brüls macht auf ein paar wichtige Punkte aufmerksam.

Das richtige Maß

Neben der Notwendigkeit, sich grundsätzlich erst einmal zu den Themen Mindestabstand zum Nachbargrundstück und Lautstärkebeschränkungen von Wärmepumpen schlau zu machen, gilt weiterhin: die Berechnung der Heizlast eines Gebäudes. Die Heizlast gibt an, welche Menge an Wärmezufuhr notwendig ist, um eine bestimmte Raumtemperatur aufrechtzuerhalten. Nach diesem Wert richtet sich dann, welche Wärmepumpe zum Einsatz kommt. 

Dabei ist die Auslegung der Wärmepumpe wichtig – sie dürfe nicht zu groß und nicht zu klein sein, so Thomas Brüls. Eine zu kleine Wärmepumpe erreiche nicht die Leistung, die für den Wärmebedarf des Gebäudes nötig ist, entsprechend laufe sie viel zu viel. Dies wiederum verbrauche Energie, die durch ein größeres Gerät eingespart werden könne. Eine zu große Wärmepumpe arbeite jedoch ebenfalls ineffizient. Durch zu viele Starts und eine zu hohe Taktfrequenz steige auch hier der Stromverbrauch. 

Fenster, Fußboden, Heizkörper

Weiterhin gilt es zu beachten, ob Heizkörper oder eine Fußbodenheizung im Gebäude vorhanden sind. „Eine Fußbodenheizung ist selten ein Problem. Bei den Heizkörpern muss man schauen, dass die Heizfläche groß genug ist für die jeweiligen Räume. Man möchte ja die Vorlauftemperatur so tief wie möglich halten, denn umso tiefer sie ist, umso weniger Belastung hat die Wärmepumpe“, erklärt der Heizungsexperte. 

Auch lohne sich ein prüfender Blick auf die Fenster: Sind diese gut isoliert? Oder handelt es sich noch um eine ganz alte Einfachverglasung? „Das muss man auch in Angriff nehmen“, so Thomas Brüls. „Es sind alles Punkte, die man beachten sollte, um eine gut funktionierende Heizungsanlage zu gewährleisten.“

Der belgische Heizungs- und Wärmepumpenexperte Thomas Brüls gibt Einweisungen im Heizungskeller.
Foto: © Marvin Schwienheer

Investitionswille

Nach dem Corona-Tief seien die Anfragen nach Wärmepumpen wieder angestiegen und auch der Markt stabilisiere sich. „Man will das Geld vernünftig einsetzen, Dinge finanzieren und Immobilien in Ordnung bringen“, so der 33-Jährige, der in Luxemburg für ein großes Bauunternehmen arbeitet. Vor zwei, drei Jahren sei das noch anders gewesen, als viele aufgrund der hohen Preise und einer generellen Verunsicherung das Geld lieber zur Seite behielten. Doch der Markt werde nicht einfacher, so Brüls. „Und mit Heizöl ist immer die Frage: Wo geht das hin? Was lohnt sich preislich?“ Das seien die Punkte, die viele Hausbesitzer derzeit beschäftigen.

Höchstleistung mit Nebenwirkungen

Eine Sache, die auch nicht immer ganz einfach zu durchschauen sei: die neuen Hochtemperatur-Wärmepumpen. Dazu könne man vieles im Internet lesen, was für Verbraucher oft verlockend klinge, „aber das Ganze dahinter wird nicht erklärt“, so der Belgier. Temperaturen bis 75 Grad seien möglich, was auch stimme. Aber: „Umso höher die Temperatur einer Wärmepumpe, umso mehr Energie muss man auch aufnehmen, um diese Temperatur zu entwickeln“. Das wiederum führe zu einem erhöhten Verschleiß, da bei einer Wärmepumpe die Temperatur und der Druck des Verdichters in einem Verhältnis stehen. Die Lebensdauer des Geräts reduziere sich. Eine Anschaffung eines solchen Geräts lohne sich schon, jedoch nicht, wenn es dauerhaft bei voller Leistung betrieben werde. „Wenn man das den Leuten erklärt, dann verstehen sie es und sind auch einsichtig.“


Text: Marit Albrecht

Titelfoto: © Shutterstock