06-2022
06-2022

Schokoladenfabrik im Wandel — Familienzentrum des Kinderschutzbundes nimmt Gestalt an

Die im Umbau befindliche ehemalige Schokoladenfabrik in der Dresdner Johannstadt nimmt immer mehr Gestalt an. Das integrative Familienzentrum, unter anderem mit Bibliothek und Wohngruppen für Jugendliche, soll gegen Ende 2022 fertig werden. Ein Herzensprojekt – für den Bauherrn (Deutscher Kinderschutzbund), aber auch für das Architektenteam.  

Seit Februar 2021 befindet sich die frühere Schokoladenfabrik im Dresdner Osten im Umbau. Über das Projekt und die Hintergründe haben wir in einem vergangenen Beitrag bereits ausführlich berichtet. Mit großen Schritten geht der Bau nun voran, trotz weiter vorherrschender Corona-Pandemie, Lieferengpässen und Preissteigerungen – alles natürlich erschwerende Faktoren für das Projekt und die Baubranche insgesamt.

 „Die Firmen kommen gerade an manche Materialien nicht ran und alles ist teurer“, so die zuständige Architektin und Bauleiterin Susanne Glaubitz von Alexander Pötzsch Architekten. „Das war so vor Baubeginn absolut nicht absehbar – erst die Pandemie, dann ein Krieg, der Einfluss auf Vieles nimmt. Das wusste natürlich keiner vorher.“

Als Beispiel führt die gebürtige Ulmerin die extreme Materialpreissteigerung von Metall an, was man vorher nicht einkalkulieren konnte. Auch die teils erhöhten Entsorgungskosten für bestimmte Materialien, die aus der alten Fabrik entfernt werden mussten, stellten Mehraufwendungen dar, die man so nicht eingerechnet hatte. Unwägbarkeiten wie diese habe man immer bei einem Altgebäude. Insgesamt ginge das Bauvorhaben aber gut voran.

Gute Neuigkeiten für ein Projekt, das mit seinem altruistischen Charakter Stadt, Bürgern und Viertel dienen soll. Zum Richtfest im März 2022 sprach der Vorstandsvorsitzende vom Kinderschutzbund Peter Hoffmeister, dass das Objekt ein Gebäude für alle sein soll. Vor allem für Kinder jeglichen Alters und jeglicher Herkunft.

Dies ist in Krisen- und Kriegszeiten wie diesen noch bedeutungsvoller geworden. „Der soziale Aspekt ist fest im Gebäudevorhaben verankert“, freut sich auch Susanne Glaubitz.

Wir zeigen den Baufortschritt in Bildern:

Als „Puzzlewerk“ bezeichnet Architektin und Bauleiterin Susanne Glaubitz das Projekt und erklärt unserer Redakteurin Marit Albrecht, dass die Struktur des Altziegels im Außenbereich durch den Putz hindurch sichtbar bleiben soll.

Susanne Glaubitz erläutert das Hohlbodensystem, das durch seinen leichteren Aufbau die darunter befindlichen Kappendecken entlasten soll.

Der Fenstereinbau ist im gesamten Gebäude abgeschlossen. Betondecken- und wände sollen im gesamten Gebäude sichtbar bleiben.

Zukünftiger Konferenzsaal mit den erhaltenen Kappendecken. Freiflächen im Mauerwerk wurden durch Neuziegel geschlossen.

Neubaubereich im Westflügel des Gebäudes.

Neu gestalteter Treppenaufgang mit einer ausgemauerten alten Türöffnung.

Nicht überall kann der Altziegel aufgrund von anstehenden Dämmarbeiten in seiner Ästhetik visuell sichtbar bleiben. 

Erdgeschoss des Gebäudes mit altem Mauerwerk. Architektin Susanne Glaubitz bei der Arbeit.  

Das alte Ziegelwerk der Fabrik. Rechts der erhaltene Schornstein, der sich durch das gesamte Gebäude bis in das 3. Obergeschoss erstreckt und sichtbar bleiben soll.

Alter Ziegelschornstein integriert in die Räumlichkeiten im 3. Obergeschoss.

Offene Wohnküche mit sich anschließender Dachterrasse für die Intensivwohngruppe.

Dachterrasse der zukünftigen Intensivwohngruppe im 3. Obergeschoss als eigenständiger Außenbereich für die Bewohner.

Viele Baumaterialien sind im Preis gestiegen. Im Bild: Dämmwolle

Dämmmaterial und Teilfortschritt der Dämmarbeiten.

Holzständerwerk mit Fenstereinbau im 3. Obergeschoss, wo sich in Zukunft die Räume der Intensivwohngruppe befinden werden.

Der einst überdachte Haupthof…

…soll mit Betonböden in verschiedenen Höhen und Strukturen und Pflanzen gestaltet werden.

Der kleine Westhof, der direkt an das Nachbargebäude angrenzt. Ein Treppe ist geplant, um Zugang zum 1. Obergeschoss zu gewährleisten. Die Lochblech-Luftflügel an den Fenstern verleihen einen industriellen Charakter.


Text: Marit Albrecht

Bilder: Bricks Don’t Lie